Die Präfektur Okayama in der Chugoku Region ist durch ihre Anbindung an die Shinkansenstrecke gut zu erreichen und bietet viele Attraktionen.
Durch die Lage am japanischen Seto-Binnenmeer und der gleichzeitig relativ großen Fläche auf dem japanischen Festland bietet die Präfektur eine große Abwechslung an Landschaften. Die Gegend vereint viele kulturelle Höhepunkte mit traditionellem Handwerk und schöner Natur und bietet somit für viele Reisende eine abwechslungsreiche Mischung. Im Folgenden finden sich 10 Highlights, die man sich bei einem Besuch in Okayama nicht entgehen lassen sollte:
1. Burg Okayama
Den Anfang macht die Burg Okayama in der gleichnmaigen Stadt. Sie besticht besonders durch ihre ungewöhnliche Optik, da ihre Fassade im Gegensatz zu den meisten in Weiß gehaltenen japanischen Burgen schwarz ist. Dies verlieht ihr auch oft den Spitznamen „Krähenburg“ (jap.: 烏城, ujo). Burg Okayama zählt zu den 100 schönsten Burgen Japans, ist jedoch nicht im Original erhalten, sondern wurde im Jahre 1966 rekonstruiert, nachdem sie im Krieg zerstört worden war.
Im Inneren der Burg kann man an kleinen Workshops teilnehmen oder sich in historische Kostüme kleiden. Da die Burg den nahen Korakuen Garten überblickt, bildet sie in Kombination mit diesem das beliebteste Reiseziel der Präfektur.
2. Korakuen Garten
Der Korakuen Garten befindet sich direkt gegenüber der Burg Okayama und ist einer der 3 „großen Gärten“ Japans, von denen man sagt, dass sie alle Ideale eines perfekten Landschaftsgartens erfüllen. 1687 wurde der Garten vom damaligen Fürsten Ikeda Tsunamasa in Auftrag gegeben, da dieser sich einen Ort wünschte, an dem er hohe Gäste empfangen kann. Erst nach der Meiji Restauration und der damit verbundenen Abschaffung der japanischen Fürstentümer war der Korakuen Garten auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Auf mehr als 133.000 Quadratmetern befinden sich unterschiedliche, für Landschaftsgärten typische Stilmittel wie Teiche, kleine Hügel, Steinformationen und Bäche, sowie mehrere Teehäuser. Das Prinzip des Gartens nennt sich kaju und bedeutet in etwa so viel wie „malerische Promenade“. Das bedeutet, den Besucher*innen soll sich nach jeder Kurve der im Garten verschlungenen Wege eine neue Szenerie eröffnen.
Obwohl der Garten im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, konnte er nach alten Aufzeichnungen originalgetreu wieder aufgebaut werden.
3. Bizen Keramik in Inbe
Bizen-Keramik (jap. 備前焼, Bizen-yaki) ist ein Begriff, der alle Keramikprodukte bezeichnet, die in Okyama nach traditioneller Methode hergestellt werden. Der Begriff erinnert an die historische Provinz Bizen, die einst in dieser Gegend lag. Die gleichnamige Stadt war einst eine der sogenannten „Sechs alten Brennöfenstätten Japans“ und die hier hergestellten Keramiken sind seitdem bekannt für ihre rötlich bis dunkelbraune Färbung.
In traditionellen Brennöfen werden noch heute vor alle in der kleinen Stadt Inbe hochwertige Keramikwaren hergestellt, die in ganz Japan bekannt und beliebt sind. Noch heute sieht man überall im Ort Rauchfahnen aufsteigen, die von den dortigen Brennöfen stammen. Viele der traditionellen Handwerksbetriebe bieten Besucher*innen auch Workshops an, in denen sie selbst ein Stück Bizen-yaki herstellen können. Sogar mehrmonatige Kurse sind hier möglich, für alle Tagestouristen dagegen bieten sich unzählige Möglichkeiten, Souvenirs zu kaufen.
4. Bikan Viertel in Kurashiki
Die Stadt Kurashiki ist von Okayama aus leicht und schnell mit dem Zug zu erreichen und eignet sich daher auch sehr gut als Tagesausflug. Die beliebteste Attraktion ist dabei das historische Bikan Viertel, das aus einer ganzen Reihe liebevoll restaurierter Handelsgebäude aus dem 17. Jahrhundert besteht. Einst war die Stadt durch ihre Lage ein beliebter Umschlagplatz für Waren, die in kleinen Booten durch den dortigen Kanal transportiert wurden.
Heute kann man die attraktiven Fassaden der Gebäude beispielsweise bei einer Fahrt durch den Kanal bestaunen. Die einstigen Lagerhäuser sind heute kleine Museen, Cafés und Restaurants. Eine Besonderheit ist das Fehlen oberirdischer Telefonleitungen und Strommasten in diesem Teil von Kurashiki, was zusätzlich für den Erhalt des historischen Stadtbildes sorgt. Das Bikan Viertel gilt als eines der schönsten historischen Viertel Japans abseits von Kyoto.
5. Burg Bitchu-Matsuyama
Eine kulturell und architektonisch besonders wertvolle Sehenswürdigkeit befindet sich in der Stadt Takahashi. Die dortige Burg Matsuyama ist die älteste von nur 12 japanischen Burgen, deren Burgtürme noch im Original erhalten sind. Sie wird auch häufig Bitchu-Matsuyama oder Burg Takahashi genannt, um sie von der gleichnamigen Burg Matsuyama in Ehime abzugrenzen.
Die Bergburg liegt auf einer Höhe von 430 Metern und wurde bereits im Jahre 1240 erbaut, in den folgenden Jahrhunderten allerdings noch ausgeweitet und um einige Anlagen vergrößert. Der Zugang ist nur durch einen vergleichsweise anspruchsvollen Fußweg möglich. Eine beliebte Art, die Burg Bitchu-Matsuyama zu besichtigen, ist die Aussichtsplattform auf einem der umliegenden Berge. Gerade im Winter ist die Burg morgens häufig in ein Meer aus Wolken getaucht und bietet somit ein besonderes Fotomotiv.
6. Fahrradtour durch die Kibi Ebene
Die Kibi Ebene bietet eine abwechslungsreiche und wunderschöne Landschaft nur knapp außerhalb der Stadt Okayama. Einst befand sich hier das gleichnamige Kibi Königreich, das der größte Rivale des Yamato Reiches in der Vorherrschaft um das mittlere Japan war. Einige Relikte aus dieser Zeit kann man hier noch heute in Form von Grabstätten und Schreinen finden.
Besonders beliebt sind Fahrradtouren durch die Kibi Ebene, da das Gelände sehr flach ist und auf etwa 17 Kilometern Länge die Städte Bizen-Ichinomiya und Soja verbindet. Auf dem Weg liegen einige Attraktionen wie der Kibitsu Schrein oder das Tsukuriyama Kofun, die größte auf diese Art angelegte Grabstätte in der Gegend. Fährräder kann man an den beiden Endpunkten der Strecke in Soja und Bizen-Ichinomiya ausleihen. Praktischerweise muss man sie nicht an der gleichen Station wieder abgeben, sondern kann sie nach der Tour auf der jeweils anderen Seite ebenfalls zurückgeben.
7. Kibitsu Schrein
Der Kibitsu Schrein liegt in der Kibi Ebene und ist eine besondere Attraktion von Okayama. Er ist einer der wichtigsten Shinto Schreine der Gegend und vor allem bekannt für seine einmalige Architektur, die es in dieser Form nirgendwo sonst gibt. Dieser kibitsu-zukuri genannte Baustil zeichnet sich durch insgesamt vier gaubenartige Dächer aus, die sich auf einem riesigen Hauptdach befinden.
Eine weitere Besonderheit ist der mehr als 360 Meter lange überdachte Korridor, über den man vom Hauptgebäude in den anschließenden Garten gelangt. Die dortigen Hortensienbüsche ziehen gerade zur Blüte in den Sommermonaten viele Besucher*innen an. Der Kibitsu Schrein ist angeblich auch Handlungsort einer bekannten japanischen Sage. Angeblich kämpfte Prinz Kibitsuhiko hier mit einem bösen Oger, der die dort lebende Bevölkerung terrorisiert hatte. Mit einem Pfeil traf der Prinz den Oger im Auge, sodass dieser die Flucht ergriff und die Gegend gerettet wurde.
8. Fukiya Furusato
Ein weiteres Highlight, das sich in der Stadt Takahashi befindet, ist das sogenannte Fukiya Furosato. Dabei handelt es sich um ein kleines Dorf mit historischen Gebäuden etwa 15 Kilometer außerhalb der Stadt. Die Gegend war einst bekannt für die hier hergestellte Farbe aus dem Bengara-Pigment. Dieses wurde aus Eisenoxid hergestellt, das wiederum in den hier ansässigen Kupferminen abgebaut wurde.
Die rötliche Farbe wurde vielfach zum Schutz des Holzes an Fassaden und Schiffen verwendet, fand sich aber auch immer wieder als dekoratives Element in Wandfarben oder beim Färben von Stoffen wieder. Heute bietet das Fukiya Furosato ein idyllisches historisches Straßenbild und viele kleine Museen und ehemalige Residenzen dort lebender Händlerfamilien. Viele der Gebäude sind heute Restaurants und Souvenirläden, in denen man Andenken findet, die mit Bengara-Pigmenten gefärbt wurden.
9. Raikyuji Tempel und Zen Garten
Der buddhistische Raikyuji Tempel gehört zur Rinzai Schule und befindet sich ebenfalls in der Stadt Takahashi. Die heutige Tempelanlage wurde von einem Fürsten in Auftrag gegeben, der in der nahen Burg Bitchu-Matsuyama lebte. Später war der Tempel die Residenz von Kobori Enshu, einem Samurai Lord, der sich allerdings zu Lebzeiten vor allem als Baumeister und Gartenarchitekt des Shoguns einen Namen gemacht hatte.
Dieser legte hier den Zen Garten an, für den der Raikyuji Tempel primär berühmt ist. Es handelt sich dabei um einen „trockenen Landschaftsgarten“, bei dem die typischen landschaftlichen Elemente wie Seen und Flüsse durch gerechten Kies dargestellt werden. Zwei große Felsen repräsentieren dabei Inseln und der nahe Berg Atago wird als „geborgte Landschaft“ in die Gesamtkomposition miteinbezogen.
10. Momotaro
Die Präfektur Okayama gilt als Geburtsort für eine der beliebtesten Sagen in Japan, dem Märchen von Momotaro. Der Legende nach lebte hier einst ein älteres Ehepaar, das sich nach Nachwuchs sehnte, aber bisher kinderlos geblieben war. Eines Tages entdeckte die Ehefrau im Fluss einen großen Pfirsich und brachte ihn nach Hause. Als die Eheleute ihn jedoch aufschnitten, sprang aus dem Inneren ein kleiner Junge hervor.
Das Ehepaar war sehr glücklich und nannte den ihnen so geschenkten Sohn Momotaro (jap. 桃太郎, in etwa „Pfirsichjunge“). Als Momotaro erwachsen wurde, zog er angeblich abenteuerlustig und in Begleitung von einem Affen, einem Hund und einem Fasan durch die Gegend, um die Menschen vor Monstern und Ungeheuern zu beschützen. Noch heute wird die Figur und die Geschichte von Momotaro gerne in Literatur und in Filmen behandelt. Gerade in Okayama findet man viele Souvenirs zu diesem Thema und in Schreinen oftmals auch Gebetstafeln oder kleine Glücksbringer mit dem Pfirsich-Motiv.
Die Präfektur bietet eine große Auswahl an abwechslungsreichen Höhepunkten und verbindet gleichzeitig die beiden ebenfalls beliebten Präfekturen Hiroshima und Hyogo, die bei einem Besuch der Gegend ebenfalls viele Attraktionen bieten.