Alles was du über einen Besuch in den heißen Quellen wissen musst

Onsen in Japan

Ein Onsen Besuch sollte auf keiner Japanreise fehlen. Denn kaum etwas ist entspannender, als nach einem anstrengenden Tag in das warme Quellwasser einzutauchen.

Auch wenn es für manche erst einmal etwas beängstigend sein könnte, vor anderen Badegästen völlig nackt zu sein, solltest du deine Bedenken zusammen mit deinen Klamotten von dir streifen und einfach nur entspannen und deine Lebensgeister neu erwecken.

Überblick

Wenn es etwas gibt, das alle Japaner*innen lieben, dann sind es Bäder. Vielleicht wird dir auffallen, dass in den meisten japanischen Häusern Dusche und Badewanne voneinander getrennt sind, denn während die Dusche zweckmäßig verwendet wird, ist das Bad ein Ort der Entspannung und Erholung von den Strapazen des Alltagslebens. Es gibt sogar einen japanischen Ausdruck, hadaka no tsukiai (wörtlich „nackte Beziehung“), der beschreibt, wie zwischenmenschliche Beziehungen durch das gemeinsame Baden gefestigt werden, weil man dabei nichts voreinander verbirgt.

Die Badekultur in Japan reicht bis ins 7. Jahrhundert zurück und ist seither eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Japaner. Ein Onsen ist dabei aber nicht nur ein gewöhnliches Bad – den vielen Mineralstoffen, die im Quellwasser enthalten sind, wird eine Vielzahl gesundheitlicher Vorteile nachgesagt. Der Legende nach wurden viele Onsen dadurch entdeckt, dass die Menschen verwundete Tiere dabei beobachteten, wie sie ihm heißen Wasser ihre Wunden heilen wollten.

Auch die Samurai nutzten die heißen Quellen dazu, ihre Narben vom Kampf zu behandeln. Es ist wissenschaftlich belegt, dass das Baden in einem Onsen helfen kann, bei guter Gesundheit zu bleiben und verschiedene Schmerzen, einige Verletzungen, hohen Blutdruck, Krankheiten, Hautprobleme, Diabetes und mehr zu heilen, je nachdem, wie die Zusammensetzung der Mineralien im Wasser ist.

Und nachdem Japan eines der Länder mit der höchsten vulkanischen Aktivität ist, gibt es tausende heiße Quellen über ganz Japan verteilt, besonders auch auf dem Land. Und man kann ohne Weiteres sagen, dass kein Onsen dem anderen gleicht, denn nicht nur die Zusammensetzung der Mineralien im Wasser ist unterschiedlich, jeder Ort hat auch seinen ganz besonderen Charme.

Auf Karten werden Onsen meistens mit dem Kanji für heißes Wasser 湯 (yu), dem Hiragana ゆ oder dem Sybmol ♨ gekennzeichnet, während einige auch an die traditionellen Ryokan oder an Hotels angeschlossen sind. Oft werden die Orte mit den heißen Quellen auch – ähnlich wie bei uns Kurorte wie beispielsweise Bad Wörishofen – mit dem Zusatz Onsen, in übersetzten Karten auch oft mit der Bezeichnung Spa versehen, wie beispielsweise Kurokawa Onsen, einen kleinen Kurort, der auch oft als Kurokawa Spa bezeichnet wird.

Arten von Bädern

Onsen und öffentliche Bäder gibt es in Japan in verschiedenen Ausführungen, jedes mit ganz eigenen Charakteristiken. Hier ist eine Liste der Bäderarten, auf die du in Japan stoßen könntest:

  • Onsen (温泉) — Wird oft mit dem Begriff „heiße Quellen“ übersetzt. Streng genommen muss das Wasser eines Onsen wärmer als 25 Grad Celsius sein und mindestens eines von 19 Elementen beinhalten, um vom offiziellen japanischen „Onsen Gesetz“ als solcher anerkannt zu werden. Zu den Elementen zählen unter anderem Lithium, Schwefel, Natrium, Chlorid und Eisen. Onsen, die diese Voraussetzungen auf natürliche Art und Weise mit dem Wasser aus geothermisch erwärmten Quellen erfüllen, werden Tennen Onsen (天然温泉) genannt, im Gegensatz zu den Jinko-Onsen (人工温泉), die diese Bedingungen nur durch menschlichen Eingriff erfüllen. Außerdem werden sie auch oft als vulkanisch oder nicht-vulkanisch klassifiziert.
  • Roten-buro (露天風呂) — Ein Freiluft-Onsen, in dem du umgeben von Japans friedlicher Natur im warmen Bad entspannen kannst. Wird manchmal auch Noten-buro (野天風呂) genannt.
  • Sento (銭湯) — Ein öffentliches Bad; im Gegensatz zum Onsen ist das Wasser in den Sento nur erwärmtes Leitungswasser ohne besondere Mineralien. Auch bei vielen Einheimischen beliebt und in den großen Städten verbreiteter.
  • Super-sento (スーパー銭湯) — Eine Art „öffentliches Themenbad“, in dem es oft eine Vielzahl an Angeboten für jeden Geschmack gibt, wie Bäder in unterschiedlichen Stilen oder mit verschiedenen Mineralzusammensetzung (oft künstlich), Saunas, Massagen, Restaurants, Ruheorte usw. Die Spa World in Osaka ist dafür ein Paradebeispiel.
  • Dai-yokujo (大浴場) — Bezeichnet oft ein großes Bad, das an ein Hotel oder Ryokan angeschlossen ist und ein Onsen sein kann (z.B. wenn das Wasser eines der Mineralien enthält), aber nicht muss. Wird auch manchmal Yokujo (浴場) genannt.
  • Ashi-yu (足湯) — Ein Fußbad. Man kann sie entlang der Straßen finden und in einigen Spa-Dörfern und Badeorten ist die Nutzung meist kostenlos. Eine praktische und schnelle Möglichkeit, um sich aufzuwärmen.
  • Utase-yu (打たせ湯) — Ein Onsen, wo Wasser wie bei einem Wasserfall von oben herabfällt; die Badegäste sitzen unter den Wasserfällen, sodass die Kraft des Wassers eine Art Massagewirkung bekommt. Ein Beispiel dafür ist Sachi-no-yu Onsen.
  • Mizu-buro (水風呂) — Ein kaltes Bad, das normalerweise an das Hauptbad eines Onsen oder Sento angeschlossen ist.
  • Kashikiri-buro (貸し切り風呂) — Wörtlich übersetzt bedeutet es „reserviertes Bad“ und bezeichnet einen Privatonsen. Oft gehören sie zu hochklassigen Hotels oder Ryokan. Wird auch manchmal Kazoku-buro (家族風呂) oder „Familienbad“ genannt.

Wie man in einem Onsen badet

  1. Bezahle den Eintrittspreis und alle anderen Gebühren, beispielsweise für Leih-Handtücher und Seife (manchmal gibt es dafür einen Ticketautomaten).
  2. Gehe zum richtigen Umkleideraum und Badebereich – der für Frauen ist in der Regel durch einen roten Vorhang mit dem Schriftzeichen 女 (Onna) gekennzeichnet, der für Männer mit einem blauen und dem Schriftzeichen 男 (Otoko).
  3. Lege im Umkleidebereich alle Kleidungsstücke sowie Schmuck und Accessoires ab und verstaue sie in einem der Körbe oder Schließfächer.
  4. Nun kannst du den Badebereich betreten. Achte aber darauf, dass du dorthin nichts außer deinem Handtuch mitnehmen solltest.
  5. Bei fast allen Duschen stehen ein Eimer und ein Hocker bereit. Nimm dir einen Eimer, schöpfe damit Wasser aus dem Becken, gieße es zuerst über deine Füße und wiederholte das etwa 10 mal, während du dich von deinen Beinen weiter bis zum Kopf vorarbeitest.
  6. Setze dich auf den Hocker (damit kein Wasser in das Badebecken spritzen kann), wasche dich gründlich mit Seife und benutze dabei das Handtuch. Wenn du fertig bist, wasche das Handtuch einmal mit klarem Wasser und wringe es gut aus. Sollte es keinen Duschbereich geben (nur selten), kannst du das Becken schon nach dem vorigen Schritt betreten.
  7. Genieße ein entspannendes Bad, aber sei vorsichtig, wenn du ihn das erste Mal betrittst; Onsen haben eine durchschnittliche Temperatur von 40–44 Grad Celsius. Deshalb solltest du erst nur deine Füße ins heiße Wasser tauchen und dich nur langsam weiter bis zu den Schultern vorwagen. Bade für etwa 5~10 Minuten und gönne deinem Körper dann eine kurze Pause, indem du dich auf den Beckenrand setzt. Das Ganze kannst du zwei oder drei Mal wiederholen; mehr als 30 Minuten solltest du gerade am Anfang nicht baden, sonst könnte die ungewohnte Hitze sogar gefährlich werden.
  8. Trockne dich mit deinem Handtuch so gut es geht ab, bevor du zurück in den Umkleidebereich gehst.
Die Eingänge zu den Onsen sind farblich markiert: Rot für den Damenbereich, Blau für den Herrenbereich.
Die Eingänge zu den Onsen sind farblich markiert: Rot für den Damenbereich, Blau für den Herrenbereich. Foto: Steve Morton

Etikette & Dinge, auf die du im Onsen achten solltest

Vor dem Baden:

  • Fast alle Spas verlangen Eintritt; die Preise liegen zwischen ¥200 und ¥2000 (die meisten zwischen ¥400 und ¥800). Sento sind in der Regel günstiger, Super-Sento dagegen teurer, weil sie auch mehr anbieten.
  • Viele Spas bieten Bade- und Handtücher gegen eine Gebühr von etwa ¥300 bis ¥500 zum Ausleihen an. Du kannst aber natürlich auch dein eigenes mitbringen.
  • Die meisten Bäder stellen Duschgel und Shampoo kostenlos im Duschbereich zur Verfügung. Sollte das nicht der Fall sein und hast du keine eigenen dabei, musst du sie bei deinem Besuch zusätzlich kaufen.
  • Viele (aber nicht alle) Ryokan und Hotels ermöglichen es auch Tagesgästen, ihre Bäder zu besuchen (üblicherweise gegen eine Gebühr) – du musst also nicht unbedingt dort übernachten, wenn du nur baden möchtest.
  • Gehe rechtzeitig auf die Toilette; die meisten Umkleideräume haben nämlich keine.
  • Die Mehrheit der Quellen hat getrennte Bäder für Frauen und Männer; am besten macht ihr euch also schon vorher einen Treffpunkt aus, wo ihr euch danach wiederfindet.
  • Einige Bäder haben eigene Zeiten für Frauen und Männer; achte also darauf, zum richtigen Zeitpunkt zu kommen. Nur einige wenige Quellen sind Konyoku (混浴), oder gemischte Bäder für Männer und Frauen.
  • Es empfiehlt sich, vorher etwas Wasser zu trinken, um eine Dehydrierung zu vermeiden. Zu viel Alkohol sollte vor einem Besuch hingegen vermieden werden; die meisten Spas werden dich nicht herein lassen, wenn du betrunken bist.
  • Es wird auch empfohlen, kurz vor dem Baden nichts mehr zu essen.
  • In den meisten Onsen sind Tätowierungen verboten, auch wenn manche mittlerweile etwas liberaler damit umgehen. Wenn du ein Tattoo hast, solltest du es am besten schon zu Hause oder auf dem Weg mit Pflastern o.ä. abdecken. Es kann aber auch passieren, dass dir der Zutritt ganz verweigert wird. Denn in Japan werden Tattoos mit der japanischen Mafia (Yakuza) assoziiert.

Beim Baden im Onsen:

  • Duschen vor dem Baden ist Pflicht – das Badewasser selbst ist zum Entspannen vorgesehen, nicht zum Waschen.
  • Achte auf deine Schritte, wenn du läufst; der Boden ist durch die Mineralien im Wasser oft rutschig.
  • Obwohl es in einigen wenigen Quellen erlaubt ist, ein Handtuch um den Körper zu tragen (besonders für Frauen), solltest du bei den meisten davon ausgehen, dass du im Badebereich wie zuvor schon erwähnt nichts anhaben darfst.
  • Achte darauf, dass nichts außer dein Körper mit dem Wasser in Berührung kommt; lege dein Handtuch auf deinem Kopf oder am Beckenrand ab. Wenn dein Handtuch versehentlich doch ins Badewasser fällt, wringe es auf jeden Fall außerhalb des Beckens aus. Lange Haare solltest du so hochstecken, damit sie beim Baden das Wasser nicht berühren.
  • Wenn du dich wohler fühlst, kannst du deinen Körper mit dem Handtuch bedecken, bevor du das Bad betrittst.
  • Viele Bäder haben mehr als ein Becken, die sich durch die Zusammensetzung der Mineralien oder auch durch die Temperatur unterscheiden können. Du kannst so viele davon ausprobieren wie du möchtest (manche verlangen allerdings eine gesonderte Gebühr), und du musst dich nur vor dem Betreten des ersten Beckens duschen.
  • Die meisten Gäste beginnen und entspannen im größten Badebereich – viele meiden dabei aber den Bereich um den Wasserzulauf, weil es dort besonders heiß ist.
  • Wenn du die Sauna benutzt, setze dich auf dein Handtuch. Danach solltest du eine kalte Dusche oder ein Bad im Kaltbecken nehmen.
  • Bleibe nicht zu lange im Wasser; wenn du dich nicht gut fühlst oder dir schwindelig wird, solltest du das Becken sofort verlassen. Du darfst dich zwischendurch auch immer wieder auf den Beckenrand setzen, um deinen Körper langsam an die Hitze zu gewöhnen.
  • Fotos sind im Badebereich meist verboten; frage vorher am besten beim Personal nach.
  • Es ist völlig in Ordnung, sich während des Badens normal und in einer angemessenen Lautstärke zu unterhalten. Verhalte dich einfach rücksichtsvoll und vermeide unnötigen Lärm, damit sich auch die anderen Gäste entspannen können.
  • Es ist verboten, im Becken unterzutauchen, zu planschen oder zu schwimmen.
Naturbelassene Onsen findet man in vielen Spa Orten in Japan.
Naturbelassene Onsen findet man in vielen Spa Orten in Japan. Foto: Nicole Kirchmeyr

Nach dem Baden im Onsen:

  • Bei der Frage, ob man nach dem Bad duschen sollte oder nicht, gibt es unterschiedliche Ansichten. Einerseits soll eine Dusche die heilende Wirkung der Mineralien aus dem Onsen-Wasser abschwächen, andererseits wird einer kurzen kalten Dusche ebenfalls positive Auswirkungen auf die Gesundheit nachgesagt. Am besten entscheidet daher jeder für sich selbst, wie es für ihn am angenehmsten ist.
  • Zusätzlich zu Duschgel und Shampoo stellen die meisten Bäder auch Bürsten und Haartrockner in den Umkleideräumen zur Verfügung.
  • Es ist eine beliebe Tradition, nach dem Baden Milch zu trinken und man kann sie häufig in kleinen Flaschen vor Ort kaufen. Vielleicht möchtest du also die Gelegenheit dazu nutzen, ein Glas Fruit-Gyuunyuu („Fruchtmilch”) oder Coffee-Gyuunyuu („Kaffeemilch”) zu probieren; nach einem entspannenden Bad schmecken sie vielen besonders gut!
  • Eine weitere Spezialität sind Onsen Tamago. Das sind Eier, die langsam im Wasser und Dampf der heißen Quelle gekocht werden. Einige verkaufen zusätzlich auch Onsen-Wasser zum Trinken in Flaschen!
  • Viele Bäder und Hotels haben einen Ruhebereich mit bequemen Sofas und Massagesesseln, von denen du auch gerne Gebrauch machen kannst!
  • Nach dem Baden solltest du Wasser, Tee oder spezielle Sportgetränke trinken, um Dehydrierung zu vermeiden.
  • Auch nach dem Baden solltest du nicht direkt im Anschluss Alkohol trinken (auch wenn viele es trotzdem tun); denn der Alkohol entzieht deinem Körper noch zusätzlich Wasser.
  • Auch wenn es unglaublich entspannend sein kann, solltest du nicht mehr als drei mal pro Tag ein Bad in einem Onsen nehmen.

Bekannte Onsen in Japan

In Japan gibt es unzählige berühmte heiße Quellen mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften und Vorzügen. Besonders bekannte Quellen in Japan befinden sich in der Gegend um Atami in Shizuoka, Nanki Shirahama in Wakayama oder Beppu in Oita. Allerdings findet man beinahe in jeder Präfektur heiße Quellen und die Liste an bekannten Spa Orten ist lang. Arima in Hyogo, Kusatsu in Gunma oder Gero in Gifu sind nur einige davon und bieten viele Ryokan mit eigenen Quellen.

Onsen, die beliebteste Freizeitbeschäftigung der Japaner*innen und eine entspannende Erfahrung für alle!
Onsen, die beliebteste Freizeitbeschäftigung der Japaner*innen und eine entspannende Erfahrung für alle! Foto: Ben Beechey

Nicht nur die Japaner lieben Onsen – auch die Schneeaffen von Nagano genießen gerne ein Bad in den heißen Quellen!

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