Wer nach Japan reist, wird auf jeden Fall an einem der vielen Verkaufsautomaten vorbeikommen. Im ganzen Land gibt es 4.05 Millionen solcher Automaten, am häufigsten sind dabei die japanischen Getränkeautomaten.
Die Verkaufsautomaten sind in jeder großen und kleinen Stadt, an Bahnhöfen, aber auch auf dem Land zu finden. Ein Großteil verkauft Getränke, es können aber auch andere Produkte wie Zigaretten, Lebensmittel oder skurrile Artikel gefunden werden.
Übersicht über japanische Verkaufsautomaten
Die japanischen Verkaufsautomaten (jap.: 自動販売機, jidohanbaiki oder 自販機, jihanki) sind ein wesentlicher Bestandteil des Lebens in Japan. Aufgrund ihrer Anzahl, der guten Erreichbarkeit, dem geringen Preis und der guten Pflege sind sie bei Japaner*innen sehr beliebt.
Besonders in großen Städten sind sie beinahe überall zu finden, oftmals sogar in ganzen Reihen. Im Sinne des Convenience-Gedankens in Japan sind sie vor allem bei Geschäftsleuten oder Reisenden gern gesehen. Für ein schnelles Getränk zwischendurch bieten sie sich auch hervorragend an, da in unmittelbarer Nähe meistens direkt Abfalleimer für die Plastikflaschen bereitstehen.
Produkte in den Automaten
Die meisten Verkaufsautomaten bieten eine Auswahl von alkoholfreien Getränken wie Wasser, Saft, Limonade, Tee oder Kaffee an. Während im Sommer alle Getränke gekühlt sind, findet man im Winter oft auch warme Getränke an den Automaten. Kalte Getränke sind durch das Wort つめたい (tsumetai, kalt) und warme durch das Wort あったかい (atatakai, warm) in Hiragana gekennzeichnet.
Das Angebot bei den Getränkeautomaten richtet sich nach der Firma, die diesen bereitstellt. Große Anbieter sind zum Beispiel Suntory, Asahi Calpis, Kirin, Coca-Cola oder DyDo. Manchmal findet man an den Getränkeautomaten auch Suppe. Die gängigen Sorten hier sind Maissuppe und Oshiruko, eine traditionelle süße Suppe aus roten Azukibohnen.
An weitere Verkaufsautomaten findet man aber auch andere Produkte, wie beispielsweise Zigaretten. Diese sind mit dem Wort たばこ (tabaco) gekennzeichnet. Zudem findet man viele Automaten, die kleine Snacks in Form von Süßigkeiten und Schokoriegeln, aber auch Sandwiches verkaufen. Besonders an Bahngleisen großer Bahnhöfe sind diese Art von Verkaufsautomaten oft zu finden. Im Sommer sind auch Eis-Verkaufsautomaten sehr beliebt.
Japan wäre jedoch nicht Japan, wenn es nicht auch Verkaufsautomaten mit seltenen oder skurrilen Artikeln gäbe. So findet man beispielsweise Automaten, an denen man Reis in Säcken bis zu 10 Kilo kaufen kann. An anderen wiederum kann man ein Paar Socken, frische Äpfel oder in Zeiten von Corona auch Masken kaufen. Auch den Kontrast zwischen Tradition und Moderne kann man an den Automaten erleben, die omikuji (Papierstreifen mit Wahrsagungen) und ema (hölzernen Täfelchen, auf die Wünsche geschrieben werden) verkaufen.
Zahlung an den Automaten
Der Preis der angebotenen Produkte der Verkaufsautomaten richtet sich nach den angebotenen Waren und dem Standort. Für Getränke und Snacks zahlt man meistens zwischen ¥100 und ¥200 (zwischen 0,80 und 1,60 Euro). Zigaretten kosten ca. ¥450 oder ¥500 (ca. 3,85 Euro). An gut besuchten Orten sowie besonderen Standorten kann der Preis auch höher sein. So zahlt man an einem Automaten auf dem Gipfel des Berges Fuji beispielsweise ca. ¥500 (ca. 4,05 Euro) für ein Wasser.
An den meisten Verkaufsautomaten muss man mit Bargeld zahlen und es werden Münzen, angefangen bei ¥10 bis zu einem ¥1.000 Schein angenommen. Bei immer mehr Automaten, gerade in großen Städten und an Bahnhöfen, kann man auch mit der IC Karte (z.B. Suica, Pasmo) bezahlen.
Zahlung mit Bargeld
- Bargeld einwerfen
- Produkt auswählen (Knopf oder Nummer)
- Produkt nehmen
- Rückgeld erhalten (Knopf oder Hebel betätigen, durch das Wort おつり, otsuri, gekennzeichnet)
Zahlung mit der IC-Karte
- Produkt auswählen (Knopf oder Nummer)
- Karte vor den Scanner halten
- Produkt entnehmen
Wer Zigaretten oder Tabakwaren kaufen möchte, muss hierzu in Japan mindesten 20 Jahre alt sein. In Japan benötigt man deswegen zum Kauf dieser Waren einen Altersnachweis. Die Verkaufsautomaten akzeptieren einen japanischen Führerschein oder eine Karte namens „TASPO“, für deren Beantragung allerdings eine japanische Adresse erforderlich ist. Aus diesem Grund können ausländische Gäste in Japan an den Verkaufsautomaten keine Zigaretten kaufen. In Konbini, den japanischen 24-Stunden-Supermärkten, ist dies mit dem entsprechenden Alter jedoch problemlos möglich.
Wartung und Pflege der Automaten in Japan
Japan ist allgemein als ein sehr sauberes Land bekannt und so findet man auch wenig Vandalismus, weshalb die Verkaufsautomaten ohne große Sorge vom Betreiber aufgestellt werden können.
Wer ein Geschäft, eine Firma, eine Wohnanlage oder auch nur ein Stück Land besitzt, kann bei den großen Firmen einen Verkaufsautomaten mieten und diesen betreiben. Normalerweise ist es so, dass man als Betreiber nur die Stromkosten zahlt und einen Prozentanteil des Gewinns erhält. Den Preis für die Produkte kann man selbst festlegen. Die Firma füllt den Verkaufsautomaten bei Bedarf nach und ist auch für die Instandhaltung und Reparaturen verantwortlich.
Kleine Geschäfte, die ihre eigenen Produkte über einen Verkaufsautomaten anbieten wollen, können bei einigen Anbietern auch ihre eigenen Maschinen kaufen und sind danach selbst für die Wartung verantwortlich.
Besonderheiten der Automaten in Japan
In Japan sind Erdbeben und Taifune leider keine Seltenheit. Aus diesem Grund sind einige Verkaufsautomaten so programmiert, dass sie im Falle einer schweren Naturkatastrophe kostenfrei Getränke ausgeben. Zu diesem Zweck sind sie mit einem kleinen Generator ausgerüstet, der sie auch im Falle eines Stromausfalls durch zum Beispiel ein Erdbeben mit Energie versorgt.
Eine weitere Besonderheit ist das Design mancher Verkaufsautomaten. Auf vielen findet man Bilder von Charakteren aus Anime, Fernsehen oder beliebte Maskottchen. Bestimmte Gegenden, Nachbarschaften oder auch Themenparks verzieren ihre Verkaufsautomaten zudem mit lokalen Themen. In gut erhaltenen alten Stadtteilen wie dem Viertel Higashiyama in Kyoto oder in der Nähe großer Tempel und Schreine, wie beispielsweise dem Sensoji Tempel in Tokyo, findet man die Automaten meist in einem an das alte Stadtbild angepasstem Stil.
Die Verkaufsautomaten gehören im Japan zum Alltag und sind aus dem geschäftigen Leben der Japaner*innen nicht mehr wegzudenken. Neben all der Bequemlichkeit und dem Komfort stellen sie jedoch auch ein großes Problem dar: den Abfall. Gerade bei den Getränken, die schnell verzehrt und entsorgt werden, entsteht viel Plastikmüll.
Wer der Umwelt zur Liebe auf Plastikflaschen verzichten möchte, sollte seine eigene, wiederbefüllbare Wasserflasche mitbringen. In Japan ist das Trinken des Leitungswassers unbedenklich und es gibt gerade in großen Städten kostenfreie Wasserspender oder Nachfüllstationen. Mit der Wassernachfüll-App MyMizu können diese schnell gefunden werden.