Izakaya sind eine Art von Gastronomiebetrieb in Japan und bieten abends in der Regel kleine Speisen sowie eine große Auswahl an (alkoholischen) Getränken an.
Man findet sie fast überall und sie stellen einen der häufigsten Gastronomiebetriebe in Japan dar. Es handelt sich meistens um eher ungezwungene Restaurants, in denen man eine Vielzahl kleinerer Speisen bestellt und diese gemeinsam verzehrt – dazu gibt es eine große Vielfalt an Getränken.
Was sind Izakaya?
Allgemein wird der Begriff sehr gerne mit „Kneipe“ übersetzt, auch wenn das oftmals irrtümlich für einen negativen Beiklang sorgt, den die Izakaya nicht verdienen . Zwar wird dort grundsätzlich eine große Auswahl an Alkohol angeboten und es ist oft laut, aber die Bandbreite an unterschiedlichen Izakaya ist sehr groß und es gibt sie in verschiedenen Größen, Preisklassen und in Form von Restaurantketten und kleinen privaten Betrieben.
Die großen und bekannten Ketten findet man in allen größeren Städten in Japan, wie beispielsweise Filialen von Tsubohachi, einer der größten und bekanntesten Izakaya-Ketten in Japan, die über 300 Filialen im ganzen Land besitzt. Bei Student*innen und allen Sparfüchsen dagegen ist das Torikizoku eine beliebte Adresse, die Speisen und Getränke sind hier besonders günstig. Daneben gibt es auch kleine und hochwertige Restaurantketten mit lokalem Einschlag, wie das Warayakiya, das Spezialitäten aus der Region Shikoku anbietet.
Der Begriff 居酒屋 selbst bedeutet übersetzt in etwa „ein Sake-Geschäft zum Verweilen“, wobei der Begriff und das Schriftzeichen Sake (酒) in Japan allgemein für alkoholische Getränke verwendet wird. So handelt es sich bei diesen japanischen Kneipen also nicht um schmuddelige Orte, an denen man sich vor allem betrinken möchte. Viel mehr geht es um ein geselliges Beisammensein mit Freund*innen oder Arbeitskolleg*innen. Man kann die Izakaya also grob mit spanischen Tapas-Bars vergleichen.
Die Atmosphäre ist in der Regel gelöst, man kann in großen Gruppen herkommen und es stört sich niemand daran, wenn es dabei mitunter etwas lauter zugeht. Diese Art von Restaurants wird auch von Firmen sehr gerne als Ort für die sogenannten nomikai (jap. 飲み会) genutzt, also das firmeninterne gemeinsame Feiern und Trinken zur Festigung der kollegialen Verhältnisse.
Essen & Trinken in Izakaya
Die Speisekarte in Izakaya ist in der Regel sehr umfangreich und setzt sich aus einer großen Vielfalt aus traditionellen japanischen und teilweise auch einigen internationalen Gerichten zusammen. Es gibt kleine Arten von kalten Vorspeisen wie eingelegtes Gemüse, Edamame Bohnen, verschiedene Salate oder Kimchi. Daneben werden vor allem kleinere Speisen angeboten, die sich meistens gut in der Gruppe aufteilen lassen (ähnlich wie in Tapas-Bars): Yakitori (gegrillte Spieße, mit Fleisch, Gemüse oder Pilzen), Sushi und Maki, Sashimi, Arten vom Eierrollen und Omeletts, gegrillten Fisch und Meeresfrüchte und vieles mehr.Dazu kommen auch manchmal regional spezifische Speisen.
Auch Beilagen wie Reis, Kartoffeln, Pommes oder andere frittierte Speisen findet man hier, daneben auch vielfach Nudelgerichte, Eintöpfe oder Suppen. Auch westliches Fastfood wie Pizza, Spaghetti und Burger finden sich manchmal auf der Speisekarte. Teilweise gibt es auch Dessert, beispielsweise Eiscreme, Kuchen oder Früchte.
Daneben wird eine große Auswahl an alkoholischen Getränken angeboten, darunter viele Mischgetränke wie Highballs und Sours, aber auch japanische und manchmal internationale Biersorten, Wein, Sake und Shochu. Auch Shots, Longdrinks und Cocktails sind manchmal auf der Karte zu finden. Daneben gibt es auch alkoholfreie Getränke wie Cola, Säfte und Wasser.
Die Preise variieren je nach Lage und Anspruch des jeweiligen Izakaya. Meistens gibt es kleinere Speisen ab ¥200 bis etwa ¥800 (zwischen 1,50 und 6,15 Euro), hochwertigere Zutaten wie beispielsweise Fisch und Meeresfrüchte sowie größere Portionen sind entsprechend teurer. Alkoholische Getränke wie beispielsweise Bier dagegen kosten in der Regel ab etwa ¥500 (etwa 3,80 Euro).
Tische und Räumlichkeiten
Izakaya variieren stark in ihrer Größe und der Art der Sitzmöglichkeiten. So gibt es ganz traditionelle Varianten, in denen man auf Tatami Matten an niedrigen Tischen sitzt, wieder andere haben normale Stühle und Bänke oder eine Variation, bei der man zwar auf Tatami Matten sitzt, jedoch unter dem Tisch eine Art Aussparung findet, sodass man bequem sitzen kann. Oftmals bieten die japanischen Kneipen auch mehrere verschiedene Arten von Tischen und Räumlichkeiten an und man kann beim Betreten wählen.
Außerdem haben viele Izakaya neben den typischen offenen Sitzmöglichkeiten auch separate Räume, die durch Schiebetüren voneinander abgetrennt sind und in denen man somit in privater Runde essen und trinken kann. Aber auch in den abgetrennten Zimmern kann es durchaus sein, dass man die anderen Gäste hören kann, sodass Izakaya nicht unbedingt für formelle Veranstaltungen oder beispielsweise Dates geeignet sind. Dafür eignen sie sich hervorragend für größere Gruppen und Feiern in ungezwungenem Ambiente.
Traditioneller Weise besteht die Einrichtung meistens aus viel dunklem Holz und wirkt sehr rustikal, oft findet man auch typisch japanische Shoji Papierschiebetüren und Tatamiboden. Außerdem gibt es oft eine Bar, an der man auf Wunsch auch direkt Platz nehmen kann. Die Einrichtung unterscheidet sich jedoch je nach Art und Preisklasse oft stark.
Oftmals muss man bei den traditionellen Sitzgelegenheiten, also den Tatami Böden, beim Betreten des Izakaya, beziehungsweise des traditionellen Bereichs, vorher die Straßenschuhe ausziehen. Darauf wird man allerdings vom Personal hingewiesen und meistens sind dann entsprechende Schließfächer am Eingang vorhanden, in denen man die Schuhe deponieren kann.
Zudem ist es in den japanischen Bars in der Regel gestattet, dort zu rauchen. Teilweise gibt es separate Raucherbereiche, aber bei weitem nicht immer, gerade in offenen Izakaya ohne separate Räume. Somit sollte man im Zweifelsfall vorab nachfragen oder dann bewusst einen privaten Raum nehmen.
Bestellung und Bezahlung
Beim Betreten eines Izakaya wird – wie in Japan sehr oft üblich – den Gästen stets ein Platz zugewiesen. Das bedeutet, dass man sich nicht einfach irgendwo hinsetzen darf, sondern immer vom dortigen Personal begleitet und an einen Tisch gebracht wird. Häufig wird dann der Bestellprozess kurz erklärt, denn dieser kann je nach Restaurant unterschiedlich sein.
In der Regel findet man am Tisch Speisekarten – vielfach auch mit Bildern, sodass keine Japanischkenntnisse notwendig sind. Manchmal sind die Menüs jedoch nicht gedruckt vorhanden, sondern man bestellt mit einem am Tisch befindlichen Tablet, beziehungsweise Computer. Diese kann man in der Regel auch auf Englisch einstellen, was das Bestellen erleichtert. Bestellt wird dann ebenfalls über das Tablet, man kann meist bis zu 10 Speisen und Getränke gleichzeitig bestellen und die Bestellung dann absenden. Nach dem Absenden kann man auf Wunsch beliebig viele weitere Bestellungen über den Computer tätigen.
Hat man kein Tablet zur Verfügung, so bestellt man wie gewohnt beim Personal. Oftmals gibt es dafür an oder auf den Tischen eine kleine Klingel, die man betätigen kann, um jemanden zu rufen. Diese sind auch teilweise trotz digitaler Speisekarte mit Bestelloption vorhanden und können genutzt werden, wenn man Fragen hat.
Je nachdem, ob man am Tablet bestellt hat oder die Bestellungen von Angestellten entgegengenommen, gestaltet sich das Deponieren der Rechnung anders. So kann es sein, dass die Rechnung von den Angestellten auf dem Tisch platziert wird (oft wird diese zusammen mit der jeweiligen Bestellung gebracht, bestellt man also erneut, folgt eine weitere Rechnung). Manchmal erhält man die Rechnung auch erst beim Verlassen des Restaurants, teilweise muss man dafür eine kleine Plakette (in der Regel aus Holz, teilweise mit einer Tischnummer) mitnehmen und an der Kasse vorweisen. Diese Plaketten befinden sich manchmal auf dem Tisch oder in einem kleinen Fach unter dem Tisch, bei privaten Räumen oftmals auch außerhalb des Raumes angebracht. In der Regel weist das Personal aber immer freundlich darauf hin, wie in diesem Restaurant mit der Rechnung verfahren wird.
Gerade bei der Bestellung über Tablets/ Computer ist es oft so, dass man auch darauf dann die Rechnung verlangt und angibt, dass man zahlen möchte. Oftmals wird bei den Tablets übrigens nicht nur der Gesamtpreis angezeigt, sondern dieser oft bereits durch die Anzahl der Gäste geteilt, sodass man hierbei genau darauf achten sollte, wie hoch der Endbetrag ist. Zudem wird oft die Steuer erst am Ende hinzugefügt, sodass man auch hier genau hinschauen sollte, um nicht später beim Bezahlen eine unangenehme Überraschung zu erleben.
Egal wie man in einem Izakaya zu seiner Rechnung kommt, bezahlt wird so gut wie niemals am Tisch. Stattdessen befindet sich in der Nähe des Eingangs die Kasse, bei der man die Rechnung oder Plakette vorweist und dann zahlt. Wichtig ist hierbei zu beachten, dass man – wie in den meisten Restaurants in Japan – die Rechnung nicht teilen kann. Somit sollte man in der Gruppe bereits vorab ausrechnen, wer wie viel zu bezahlen hat und dann am Ende gesammelt bezahlen.
Wissenswertes für den Besuch im Izakaya
Der Besuch in einem japanischen Izakaya ist auf jeden Fall ein Erlebnis und sollte auf jeder Japanreise einmal erlebt werden. So taucht man in das japanische Leben ein und erfährt selbst einmal, wie Japaner*innen nach der Arbeit feiern oder sich mit Freund*innen zu einem gemütlichen Zusammensein treffen. Ein paar wissenswerte Dinge sollte man dabei noch wissen:
In Izakaya ist es oft üblich, pro Person eine sogenannte „Table Charge“ zu bezahlen. Diese ist unabhängig vom jeweiligen Konsum und wird grundsätzlich schon berechnet, sobald man sich an einen Tisch setzt. In der Regel liegt diese zwischen ¥200 und ¥500 (1,50 bis 3,80 Euro), kann aber in gehobenen Restaurants auch teurer ausfallen. Zumeist bekommt man dafür eine Art kleine Vorspeise namens otoshi (お通し), beispielsweise Edamame Bohnen oder eine kleine Schale mit Salat, eingelegtem Gemüse oder Ähnlichem. Zudem ist es manchmal so, dass jede Person einen Mindestbestellwert an Speisen zusätzlich zu Getränken konsumieren muss.
Auch wenn man das natürlich immer individuell bestimmen kann, ist es üblich, gemeinsam zu bestellen und am Ende auch die Rechnung entsprechend zu teilen – und das unabhängig vom tatsächlichen Konsum. Gerade wenn man also mit Japaner*innen in ein Izakaya geht, sollte man darauf gefasst sein, dass ein genaues und individuelles Berechnen der einzelnen Beträge durchaus für Verwirrung sorgen kann. Bezahlt wird, wie bereits erwähnt, immer als Gruppe, sodass man nicht am Ende bei der Kasse die Rechnung teilen kann.
Oftmals bieten die japanischen Kneipen „all-you-can-drink“ Optionen an. Diese können dann aber in der Regel nur vom gesammten Tisch, beziehungsweise der gesamten Gruppe in Anspruch genommen werden, es ist also nicht möglich, dass nur ein paar Personen die Option wählen und wieder andere nur von der Karte Getränke bestellen.
An Feiertagen und an Wochenenden kann es auch vorkommen, dass man ein Zeitlimit hat und den Tisch dann nur für beispielsweise 2 Stunden besetzen darf. Darauf wird aber in der Regel vom Personal hingewiesen.
Auch wenn die Restaurants nicht immer direkt als Izakaya erkennbar sind, kann man sich meistens an ein paar Dingen orientieren. Große Ketten erkennt man leicht am jeweiligen Schild, ansonsten sind die japanischen Kneipen oftmals am Eingang mit traditionellen Laternen verziert. Außerdem sind die Speisekarten oftmals am Eingang direkt ausgelegt, als Grundregel kann man also sagen, wenn sich sehr viele – und vor allem kleine, an Tapas erinnernde – Speisen auf dem Menü befinden, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Izakaya. Wer in Japan reist, sollte ein solches zumindest einmal besuchen und dabei die besondere Atmopshäre kennenlernen.