Barrierefreies Reisen ist ein wichtiges Thema weltweit und auch in Japan wird in diesem Bereich viel ausgebaut. Besonders die großen Städte und wichtige Sehenswürdigkeiten bemühen sich, damit jeder dort eine schöne Zeit verbringen kann.
Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Busse
In den großen Städten wie Tokyo und Kyoto wurden alle Busse zu Niederflurbussen umfunktioniert. So können Personen mit Mobilitätseinschränkungen leichter ein- und aussteigen. Bei Bedarf stellen die Busfahrer auch Rampen bereit. In den Bussen gibt es zudem einen speziellen Bereich für Rollstühle und die Knöpfe sind so angebracht, dass jeder sie leicht erreichen kann. Dies ist insbesondere wichtig, da man in Japan den Knopf drücken muss, wenn man aussteigen möchte.
Busse in ländlichen Gebieten und viele Fernreisebusse/Highway-Busse, sind leider noch nicht so modern umgerüstet. Viele sind nur über mehrere Stufen zugänglich und haben keine gesonderten Plätze für Rollstühle. Das Gleiche gilt für die Flughafenbusse. Daher ist es ratsam, schon bei der Reservierung auf etwaige Mobilitätseinschränkungen hinzuweisen, sodass die Mitarbeiter rechtzeitig informiert sind und helfen können.
U-Bahn
Die U-Bahn in Tokyo und in vielen anderen größeren Städten ist mit einem eigenen Bereich für Rollstuhlfahrer am Ende bestimmter Wagen ausgestattet. Die Mitarbeiter stellen außerdem Rampen zur Verfügung, um beim Einsteigen zu assistieren. Wenn du ihnen deine Zielhaltestelle mitteilst, können sie dort zusätzlich Bescheid geben, damit man dich auch beim Aussteigen unterstützen kann.
In den Zügen gibt es außerdem sogenannte „Priority Seats“, gesonderte Sitzbereiche. Diese Sitze befinden sich meistens am Wagenende und sind für Menschen mit Gehbehinderung, Senioren, Schwangere oder Reisende mit kleinen Kindern reserviert.
Menschen mit Behinderungen in Japan tragen oft auch sichtbar ein rotes Kreuz in einem Herzsymbol am Körper oder an der Tasche (siehe Symbol unten in der Mitte) und Schwangere erhalten ebenso ein Zeichen, das verdeutlicht, dass sie bald ein Kind erwarten (siehe Symbol unten rechts).
In den meisten Stationen gibt es mindestens eine Ticket-Schranke, die Menschen mit einem Rollstuhl passieren können. Meistens befindet sie sich in der Nähe der Kabine des Stationsaufsehers, damit er bei Problemen sofort assistieren kann. In fast allen U-Bahn-Stationen in Tokyo gibt es zudem Aufzüge, die Passagiere vom Bahnsteig zur Ticket-Schranke und von dort auf Straßenniveau bringen.
Stationen mit mehreren Ausgängen haben insgesamt aber oft nur einen oder zwei Aufzüge für die ganze Station, sodass nicht alle Bereiche damit zugänglich sind. Wenn ein Aufzug außer Betrieb ist, wird dies meistens durch eine Durchsage in der Bahn vor der Ankunft in der Station angekündigt. Während diese Hinweise lange Zeit nur auf Japanisch waren, werden sie neuerdings auch auf Englisch durchgesagt.
Hochgeschwindigkeitszüge (Shinkansen)
Die weltberühmten Shinkansen-Züge sind in Sachen Barrierefreiheit generell moderner ausgestattet und bieten viel Komfort und reichlich Platz. Spezielle Sitze für Menschen, die mit einem Rollstuhl unterwegs sind, können und sollten im Voraus reserviert werden. Die Angestellten assistieren beim Ein- und Aussteigen, bei Bedarf auch mit Rampen. Die meisten Shinkansen haben neuerdings auch eine große, barrierefreie Toilette mit tief angebrachten Knöpfen und Handläufen an Bord.
Hotels
Auch die Hotelindustrie hat sich in den letzten Jahren zum Ziel gesetzt, ihre Einrichtungen für Reisende mit einer Behinderung zugänglicher zu machen. Neue Hotels müssen die Richtlinien zur Barrierefreiheit erfüllen und eine gewisse Anzahl an barrierefreien Zimmern anbieten. Auch einige ältere Unterkünfte haben dies zum Anlass genommen, um ihr barrierefreies Angebot zu erweitern. Du kannst auf der Webseite von Accessible Tokyo gezielt nach geeigneten Hotels in Tokyo suchen.
Sehenswürdigkeiten
Neuere Touristenattraktionen ermöglichen in der Regel einen barrierefreien Zugang. Museen und andere Einrichtungen bieten meist Rampen, Aufzüge und andere Erleichterungen an. Ältere Standorte arbeiten ebenfalls daran, derartige Einrichtungen zu installieren, doch oft haben sie Schwierigkeiten, die historischen Strukturen mit den modernen Anforderungen zu vereinen.
Einige Schreine und Tempel sind in Sachen Barrierefreiheit schon weiter als andere. Oft sind die Aufzüge und Rampen aber versteckt und nur dann erreichbar, wenn man explizit danach fragt.
Für Menschen mit visuellen Beeinträchtigungen
Taktile Leitsysteme
Viele Gehwege in Japan sind mit gelben „Leitlinien“ oder taktilen Oberflächen ausgestattet. Diese bestehen aus gelben Blöcken, die Erhebungen in Form von entweder Linien oder Punkten aufweisen. Die Linien zeigen dabei einen fortlaufenden Pfad an, während die Punkte ein „Stopp“ signalisieren oder auf eine Richtungsänderung hinweisen.
In Städten wie Tokyo und Kyoto sind diese Leitsysteme allgegenwärtig, allerdings nur auf den Gehwegen. Die taktilen Leitsysteme finden sich zudem in allen Bahnhöfen und enden an Treppen oder Aufzügen. In einigen abgelegeneren Gegenden gibt es jedoch keine und die Fußgänger müssen sich öfters auch die Straße mit Autos und Fahrrädern teilen.
Diese Leitsysteme werden im Übrigen „Tenji-Blöcke“ genannt. Sie wurden ursprünglich im Jahr 1965 von Seiichi Miyake erfunden. Am 18. März 1967 wurden sie in der Stadt Okayama das erste Mal neben einer Schule für Menschen mit Sehbehinderung angebracht.
Beschriftungen in Brailleschrift
In den meisten Aufzügen befindet sich neben den Knöpfen eine Beschriftung in Brailleschrift. Auch an vielen Treppengeländern in Bahnhöfen sind Informationen in Brailleschrift am oberen und unteren Ende angebracht. Einige große Informationstafeln mit Umgebungskarten bieten ebenfalls Erklärungen in Brailleschrift an. Allerdings basieren in Japan alle in Brailleschrift angebrachten Hinweise auf dem japanischen Silben-Alphabet und sind somit für Reisende ohne Japanischkenntnisse kaum hilfreich.
In Sachen Barrierefreiheit hat Japan sicher noch einiges aufzuholen, doch in den letzten Jahren ist dieses Thema immer stärker in das Bewusstsein der Menschen gerückt, nicht zuletzt auch durch die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Tokyo. Es bleibt also zu hoffen, dass sich das Erlebnis von Reisenden mit Beeinträchtigung in Japan weiter verbessert.
Weitere Informationen zu Bus und Bahn in Japan kannst du ebenso auf unserer Seite finden.