Der Tenryuji ist ein buddhistischer Tempel und befindet sich im Westen der Stadt Kyoto. Er ist der Haupttempel der Rinzai-Zen Buddhismussekte und zählt zu den wichtigsten Zen-Tempeln der Stadt.
Der 1339 gegründete Tempel liegt in der landschaftlich reizvollen Gegend von Arashiyama in der Nähe des Flusses Katsura an einem Hügel. Das Tempelgelände verfügt über mehrere Gebäude, einen weitläufig angelegten Garten mit Teich und einem Restaurant, in dem man die vegetarische Küche des Zen Buddhismus genießen kann. 1994 wurde der Tenryuji Tempel als UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen.
Geschichte des Tenryuji Tempels
Auf dem Gelände des heutigen Tempels wurde im 9. Jahrhundert der erste Zen-Tempel Japans errichtet. Nachdem dieser verlassen war, wurden die Gebäude als Unterkunft für den Adel genutzt und es residierten dort verschiedene Kaiser, unter anderem Kaiser Go-Daigo (1288-1339). Nach Go-Daigos Tod und zu seinen Ehren wurde der Tenryuji Tempel durch Shogun (vom Kaiser ernannter militärischer Führer) Ashikaga Takauji und den Zen-Meister Muso Soseki gegründet. Die alten Anlagen wurden umgebaut und neue Gebäude errichtet und mit dem Abschluss des Umbaus wurde der Tempel 1345 geweiht. Der Tenryuji wurde offiziell als erster der fünf großen Zen-Tempel der Stadt ernannt.
Der Tempel wurde seit seiner Gründung immer wieder von schweren Bränden beschädigt und durch Machtkämpfe wurden außerdem Teile des Geländes beschlagnahmt. Das heutige Gelände umfasst nur noch ca. ein Zehntel von seiner ursprünglichen Fläche. Die Tempelgebäude wurden seit dem letzten großen Brand im Jahr 1864 entweder renoviert oder neu gebaut, weshalb die heutigen Gebäude weitgehend aus der Meiji-Zeit (1868-1912) stammen.
Das Gelände des Tenryuji Tempels
Besucher*innen können den Tempel entweder über den Weg durch das Haupttor oder den Nordeingang betreten. Wählt man den Weg durch das Haupttor, so kommt man zunächst am Parkplatz mit einem kleinen Teich und vielen kleinen Schreinen entlang des Hauptweges vorbei, bevor man das Hauptgelände des Tempels erreicht. Tickets für den Zugang zu den Hauptgebäuden werden am Haupteingang, am Garteneingang und am Nordeingang verkauft. Von den vielen Tempelgebäuden sind nicht alle für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Hatto Halle, oder auch Dharma Halle, liegt vor dem Haupteingang auf der linken Seite. Früher wurde die Halle als Mediationshalle genutzt, nach dem großen Brand im Jahr 1864 wurde der Ort der Mediation verlegt und heute erinnert nur noch ein Schild mit der Aufschrift „Senbutsujo“ (Zen-Meditationshalle) an die frühere Funktion. Heute ist die Halle vor allem für ihre Deckenmalerei bekannt.
Im Jahr 1899 wurde die getäfelte Decke der Hatto Hallo mit einem großen Gemälde eines Wolkendrachen des Künstlers Suzuki Shonen verziert. Da das Originalgemälde jedoch nicht mehr gut erhalten war, wurde es im Jahr 1997 im Rahmen von Renovierungsarbeiten durch den renommierten Künstler Kayama Matazo erneuert. Teile des Originalwerks wurden gerettet und werden jeden Februar im Tempel ausgestellt. In der Halle befinden sich außerdem Statuen von Shogun Ashikaga Takauji und Muso Soseki, sowie Erinnerungstafeln an nachfolgende Priester.
Man betritt den Hauptteil des Tempels durch die Kohojo, die Empfangshalle. Von hier aus hat man Zugang zur Daihojo, der Zeremonienhalle, und zur Tahoden, der Schatzhalle. Die Daihojo Halle wurde im Jahr 1899 erbaut und wird für Zeremonien und Veranstaltungen genutzt. Sie ist die größte Halle des Tempels und umgeben von einer hölzernen Veranda. Von hier hat man einen guten Blick auf den Garten und den Sogenchi Teich. In der Halle befindet sich die älteste Statue des Tempels.
Die Buddha-Statue stammt aus der späten Heian-Zeit (794-1185) und überlebte alle acht großen Brände und ist aus diesem Grund als wichtiges Kulturgut registriert. Das Innere der Halle ist im Hojo-Baustil errichtet worden. Der große Raum kann als ein ganzer, oder durch aufwändig verzierte Schiebetüren in sechs einzelne Bereiche geteilt werden. Eine der Türen zeigt beispielsweise das Bild eines großen Drachen, welcher 1957 von der Künstlerin Wakasa Butsugai gemalt wurde.
Die Tahoden ist mit einem überdachten Holzkorridor mit der Kohojo Halle verbunden. Läuft man ihn entlang, kommt man auch an den beiden Teehäusern Shoun-kaku und Kan’u-tei vorbei. Die Tahoden Halle wurde 1934 an der Stelle errichtet, an welcher der Kaiser Go-Daigo in jungen Jahren studierte, und beherbergt eine Statue des Kaisers sowie weitere Schätze.
Der Tenryuin Tempel verfügt außerdem über einen weitläufigen Garten, der teilweise den Hang des Berges hinauf führt. Direkt hinter der Daihojo Halle befindet sich der Sogenchi Teichgarten. Dieser wurde vor fast 700 Jahren von Zen-Meister Muso Soseki angelegt und behält heute sein ursprüngliches Aussehen bei. Der Garten und der Teich sind von einem Rundweg umgeben, der es Besucher*innen erlaubt, die Szenerie aus verschiedenen Perspektiven zu bewundern.
Schaut man von der Daihojo Halle aus über den Teich hinweg, so kann man eine Anordnung mehrerer großer stehender Felsen sehen. Diese sind dem Dragon Gate Wasserfall in China nachempfunden. Der Legende zufolge soll dort ein Karpfen den Wasserfall erklungen haben und sich in einen Drachen verwandelt haben. Diese Verwandlung gilt im Zen-Glauben als Symbol der Erleuchtung.
Hinter der Tahoden Halle, die sich ein Stück auf dem Hügel befindet, liegt der Hyakka’en, wörtlich der Garten der 100 Blumen. Er wurde gleichzeitig mit Bau des Nordtores im Jahr 1983 angelegt. Besucher*innen können hier auf einem Rundweg, der auch den Hügel hinauf führt, viele verschiedene Arten von Blumen, Kräutern und Bäumen finden.
Des Weiteren befindet sich auf dem Tempelgelände das Shigetsu, ein Restaurant, welches vegetarische Gerichte der Zen-Küche serviert. Es ist täglich von 11:00 bis 14:00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen können auf der Webseite gefunden werden.
Südlich des Gartens und der Daihojo Halle befindet sich der Gebäudekomplex Yu’un-an. Er wird für Vorträge, Workshops und auch für regelmäßige stattfindende Zazenkai (Mediationstreffen) genutzt. Diese finden jeden zweiten Sonntag im Monat statt und können ohne Reservierung besucht werden. Der Eintritt ist kostenfrei. Die weiteren Gebäude, welche unter anderem als Trainingsbereiche für die Zen-Priester genutzt werden, sind nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Wer mehr über den Tenryuji Tempel erfahren möchte, kann weitere Informationen auf Englisch auf der offiziellen Webseite nachlesen.
Weitere Informationen
Der Tenryuji Tempel ist täglich von 08:30 bis 17:00 Uhr geöffnet, der letzte Einlass ist um 16:50 Uhr. Der Eintritt nur für den Garten kostet ¥500 (ca. 4,05 Euro). Möchte man den Garten und die Hauptgebäude sehen, so beträgt der Preis ¥800 (ca. 6,50 Euro). Für die Hatto Halle zahlt man nochmal ein gesondertes Eintrittgeld von ¥500 (ca. 4,05 Euro). Diese ist nur an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen sowie an speziellen Tagen im Frühjahr und Herbst von 09:00 bis 16:30 Uhr geöffnet.
Von Kyoto aus ist der Tempel mit dem Zug oder dem Bus zu erreichen. In Arashiyama gibt es zwei Bahnhöfe. Vom Bahnhof Kyoto aus kann man mit der San-In Linie für ¥240 (ca. 1,95 Euro) zum Bahnhof JR Saga-Arashiyama fahren. Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten und vom Bahnhof aus erreicht man den Tempel nach etwa 15 Minuten. Wer mit der Keifuku Dentetsu Arashiyama Linie fährt, kommt am Bahnhof Arashiyama an und läuft von hier ca. fünf Minuten.
Mit den Bussen 11, 28 und 93 fährt man bis zur Station Arashiyama Tenryuji Mae, die sich vor dem Haupteingang des Tempels befindet. Der Bus 28 fährt direkt vom Bahnhof Kyoto aus und braucht ca. 45 Minuten. Der Bus Nummer 11 bietet sich an, wenn man aus dem Gebiet Karasuma in Zentral-Kyoto anreist. Eine Busfahrt im Zentralgebiet von Kyoto kostet ¥230 (ca. 1,85 Euro).
Der Nordeingang des Tempels befindet sich in unmittelbarer Nähe des berühmten Bambuswaldes von Arashiyama. In fußläufiger Nähe befinden sich zudem die Togestu Brücke, der Arashiyama Monkey Park und weitere Tempel und Schreine. Es bietet sich an, für die Erkundung des Distrikts ein Fahrrad zu mieten.