Der Sommer in Japan startet offiziell im Juni bietet bis August einen aufregenden Mix aus Sommeraktivitäten, Festen und Wetterumschwüngen.
Der Sommer (jap.: 夏, natsu) mag bei den meisten nicht die beliebteste Zeit für eine Japanreise sein, doch man sollte sich diese spannende und abwechslungsreiche Jahreszeit nicht entgehen lassen. Mit unterschiedlichen Reisedestinationen, Festen bei warmen Sommernächten und tollen Aktivitäten wird eine Reise nach Japan zu dieser Zeit garantiert ein unvergessliches Ereignis.
Das Wetter im Sommer
Anfang Juni beginnt die Regenzeit in Japan und läutet so den Sommer ein. Meistens dauert sie drei bis vier Wochen und geht danach in einen heißen und schwülen Hochsommer über. Zu dieser Zeit ist es leider auch möglich, dass Taifune in Japan wüten. Alle Informationen hierzu können im Artikel Taifune in Japan nachgelesen werden.
Am dritten Sonntag im Juli feiert man in Japan den Umi no Hi (jap.: 海の日, Tag des Meeres). Zu diesem Zeitpunkt findet meist auch das umi biraki (jap.: 海開き) statt, ein Event, an dem Shinto Priester für die Sicherheit im Meer beten und somit auch die „Strand-Saison“ eröffnen. Ab diesem Zeitpunkt strömen viele Japaner*innen zu den Stränden und Urlaubsorten an den Küsten. Viele reisen aber auch in den Nordes des Landes, zum Beispiel in die Region Tohoku oder nach Hokkaido, um der Hitze zu entgehen.
Die Temperaturen im Sommer variieren sehr stark und kommen ganz auf die Region an, in der man sich befindet. Die Temperaturen in Tokyo im Sommer liegen zwischen 22°C und 28°C, durch windstille und den sich aufheizenden Asphalt wirken diese Temperaturen aber meist wärmer. Im Süden, auf Kyushu oder in Okinawa, liegen die Temperaturen zwischen 22°C und 30°C wohingegen sie sich im Norden, z.B. auf Hokkaido, zwischen 16°C und 24°C bewegen. Wer sich vor der Reise über das Wetter in Japan informieren möchte, findet ausführliche Informationen auf der offiziellen Webseite der Japan Meteorological Agency.
Zu dieser Jahreszeit sieht man viele Japaner*innen mit, auf den ersten Blick, Regenschirmen durch die Gegend laufen. Bei diesen handelt es sich aber meistens um Sonnenschirme, die sogar einen extra UV-Licht-Filter haben. Während sie sich mit Handfächern Luft zuwedeln, hört man oft die Ausdrücke atsui (jap.: 暑い) und mushiatsu (jap.: 蒸し暑い), welche „heiß“ und „schwül“ bedeuten.
Symbole des Sommers und ihre Bedeutung
In Japan gibt es eine ganze Reihe an Gegenständen, Symbolen oder auch Ritualen und Bräuchen, die für den Sommer stehen und die man zu dieser Jahreszeit überall findet. Wer schon einmal im Sommer in Japan unterwegs war, assoziiert mit den folgenden Beispielen wahrscheinlich direkt ein Sommergefühl.
Blumenpracht im Sommer
Man merkt, dass Japan ein sehr naturverbundenes Land ist. Was ist Frühjahr die Ume und Sakura sind, ist im Sommer die Hortensie. Die in Japan Ajisai genannte Blume fängt im Juni mit der Regenzeit an zu blühen und gilt somit als Bote des Sommers. Ähnlich wie bei anderen beliebten Blumen, gibt es im ganzen Land schöne Orte, an denen man die Hortensien sehen kann. Wer die Blumenpracht sehen möchte, findet hier 10 Orte zur Hortensie in Japan.
Sobald die Regenzeit endet, fangen Mitte Juni die Sonnenblumen (jap.: Himawari) an zu blühen. Ihr kräftiges Geld strahlt zu dieser Zeit mit der Sonne um die Wette. Eine sehr typische Sommerblume ist auch die Asagoa, besser bekannt als „Morning Glory“. In Deutschland nennt man diese Blume Kaiser- oder Prunkwinde. Die trompetenartigen Blüten blühen im Sommer in Farben wie Blau, Weiß oder Lila und sind vor allem in privaten Gärten oder an Balkonen zu finden. Dies hat den Grund, dass es meistens eine Sommerferien-Aufgabe der Schüler*innen ist, eine Blume zuhause groß zu ziehen.
Kleine Boten des Sommers
In Japan gibt es kleine Boten des Sommers, die man manchmal mit etwas Glück sehen oder auch hören kann. Das Zirpen der Zikaden (jap.: 蝉, semi) gehört im Sommer genauso dazu wie warme Temperaturen. Das konstante Geräusch kann manchmal etwas laut oder nervtötend sein, versprüht aber bei Japaner*innen sowie Touristen ein Gefühl von Sommer. Die Tiere sind sogar Gegenstand einiger bekannter Sommer-Haikus, beispielsweise vom berühmten Dichter Matsuo Basho.
Leisere Zeitgenossen sind hingegen die Glühwürmchen, die man während des Sommers sehen kann. Glühwürmchen, auf Japanisch hotaru (jap.: 蛍) genannt, wecken in Japan nostalgische Gefühle für den Sommer. Die „Glühwürmchen-Saison“ ist im Juni und Juli und zu dieser Zeit ist es mit etwas Glück möglich, die hübschen Lichter dieser Insekten zu sehen. Ein klassisches Bild des Sommers ist es, draußen zu sitzen und Glühwürmchen zu beobachten, während man eine Wassermelone isst. Wer die faszinierenden Tieren selbst sehen möchte, findet hier fünf Orte, an denen man Glühwürmchen sehen kann.
Im Sommer ist es auch kein seltenes Bild, Kinder mit kleinen Glaskisten und Käschern zu sehen. Diese sind dann auf der Suche nach kabutomushi, dem japanischen Nashornkäfer. Diese Aktivität ist bei jungen Japaner*innen sehr beliebt.
Abkühlung im Sommer
Die bereits erwähnte Wassermelone ist nicht nur eine tolle Abkühlung bei den heißen Temperaturen im Sommer, sondern gilt auch als ein Symbol des Sommers. Bei Klein und Groß gleichermaßen beliebt, wird die suika in Japan besonders viel im Sommer gegessen.
Eine weitere beliebte Speise während des Sommers ist kakigori (jap.: かき氷). Das japanisches Eisdessert besteht aus „shaved“ Eis, welches mit Sirup und einem Süßungsmittel (üblicherweise Kondensmilch) übergossen wird. Bei der Herstellung wird ein Block Wassereis zermahlen und das „shaved“ Eis zu einem kleinen Türmchen geformt. Darüber wird der Sirup und das Süßungsmittel gegossen. Die Geschmacksrichtungen sind sehr vielfältig und reichen von Erdbeere, über Melone bis hin zu grünem Tee. Verkaufsstände werden oft mit einem Banner gekennzeichnet, auf dem ein rotes „氷“ zu sehen ist.
Zur Abkühlung im Sommer sind ebenfalls kalte Nudeln sehr beliebt. Die gängigen Nudelsorten Ramen, Udon und Soba sind zu den warmen Temperaturen in gekühlten Varianten eine willkommene Mahlzeit. Gerichte wie somen (jap.: 素麺), hiyashi chuka (jap.: 冷やし中華) oder zaru soba (jap.: 笊蕎麦) sind im Sommer sehr beliebt und fast überall zu finden.
Eine symbolische Funktion der Abkühlung haben in Japan die furin (jap.: 風鈴, wörtlich: Windglocke). Dieses Windspiel hängt im Sommer an den Balkonen und Veranden vieler japanischer Häuser. Die teilweise aufwändig verzierten Glöckchen aus Glas oder Eisen findet man aber auch dekorativ an vielen Schreinen und Tempeln. Die furin sind ein Symbol des Sommers, da ihr Klang nur ertönt, wenn ein leichter Wind weht, welcher gerade bei den schwülen Temperaturen Abkühlung verspricht.
Traditionelle Kleidung und Accessoires
Im Hochsommer, besonders zur Zeit der Feste, sieht man viele Japaner*innen in traditioneller Kleidung. Die yukata (jap.: 浴衣, wörtlich „Badegewand“) sind eine leichtere und vor allem unkomplizierte Variante des Kimono und werden in Japan beispielsweise in Hotels oder als Schlafanzug, aber auch zu den Sommerfesten getragen. Um eine Abgrenzung zu schaffen, nennt man diesen oft Natsu no Kimono (jap.: 夏の着物姿), also Sommer-Kimono.
Im Gegensatz zum Kimono, welcher aus mehreren Lagen und Bestandteilen besteht und mit vielen Accessoires verziert wird, werden Yukata aus leichtem Baumwollstoff gefertigt und mit einem hanhaba obi, einem einfaches Gürtel aus Stoff, in der Hüfte gebunden. Auch die Muster sind im Vergleich weniger formell, passen aber dennoch zur Jahreszeit: Frauen tragen meist bunte Farben und Muster wie Schmetterlinge, Libellen, Bambus oder auch Feuerwerke. Modelle für Männer werden in dunkleren Tönen wie Blau, Braun oder Grau gehalten.
Zum Yukata trägt man üblicherweise traditionelle Geta-Sandalen, heutzutage gehen aber auch normale Sandalen oder Ballerinas. Für ein wenig Abkühlung zwischendurch tragen viele Japaner*innen einen Fächer mit sich, den man auf dem Rücken in den obi stecken kann. Hierbei gibt es zwei Arten: der Sammelbegriff für Fächer in Japan ist ogi. Man unterscheidet dann zwischen sensu, einem Handfächer den man falten kann und dem uchiwa, welchen man nicht falten kann.
Feste in Japan
Japans Sommer ist berühmt für seine zahlreichen Feste. Auf den matsuri (jap. 祭り) sieht man viele in die traditionellen Yukata gekleidete Besucher*innen, welche zwischen den Festivalständen entlangspazieren und die einmalige Atmosphäre genießen. Bei den größeren Festen sind Festumzüge, Tänze und spektakuläre Feuerwerk-Shows ein Muss.
Das größte Fest, welches in ganz Japan gefeiert wird, ist Obon (jap.: お盆). Dieses traditionell buddhistisches Fest ist zugleich ein landesweiter Feiertag und wird zum gedenken an die verstorbenen Ahnen gefeiert. Dies sorgt nicht nur für die spirituelle Zusammenführung der Familienmitglieder zwischen Jenseits und Diesseits, sondern ist auch Anlass für große Familientreffen. Zum bon matsuri finden auch im ganzen Land verteilt bon odori (jap.: 盆踊り) statt. Dies ist ein Tanzstil mit einer über 600-jährige Geschichte, welcher traditionell zu Obon aufgeführt wird.
Obwohl das offizielle Fest nur drei Tage andauert, haben viele Japaner*innen eine ganze Woche frei. Die Obon-Woche ist in der Regel Mitte August und eine der drei Hauptferienzeiten Japans. Da zu dieser Zeit viele Japaner*innen zu ihren Familien fahren ist es auch eine der verkehrsreichsten Reisezeiten des Jahres. Zug- sowohl Bustickets für diesen Zeitraum sollten weit im Voraus reserviert werden und bei Reisen mit dem Auto sollte mit erhöhtem Verkehrsaufkommen und Staus gerechnet werden.
Weitere bekannte Sommerfeste sind beispielsweise das Mitama Matsuri am Yasukuni Schrein in Tokyo, das Gion Matsuri in Kyoto oder das Awa Odori Matsuri in Tokushima. Wer Interesse an den natsu matsuri (jap.: 夏祭り, Sommerfest) hat, findet hier die Top 10 Sommerfeste in Japan.
Typisch für jedes Fest, egal ob eines der genannten Großen oder ein kleines lokales Schreinfest, sind schön geschmückte Straßen und Schreine sowie Tempel und natürlich eine ausgelassene Stimmung. Auf den allermeisten Festen findet man verschiedene kleine Essenstände, an denen man typisches japanisches Streetfood genießen kann. Zudem werden kleinere Spiele wie Zielschießen oder Goldfisch-Angeln angeboten. Die warme Sommerluft sowie das Zirpen der Zirkaden sorgen für das perfekte Sommergefühl. Zum krönenden Abschluss finden an manchen Festen eine Feuerwerks-Show statt. Das hanabi (jap.: 花火, Feuerwerk) ist ein besonderes Highlight an solchen Abenden. Wer auf der Suche nach den besten Feuerwerken in Japan ist, finden hier fünf tolle Orte für Feuerwerke in Japan.
Beliebte Destinationen zum Sommer in Japan
Im Sommer bietet Japan eine breite Auswahl an Reisezielen. Besonders beliebt sind zu dieser Zeit natürlich die Destinationen, in denen die großen Feste stattfinden.
Eine beliebte Destination, die von Tokyo gut zu erreichen ist, ist die Region der Fuji Five Lakes in Yamanashi. Durch die hohe Lage ist es hier im Sommer kühler als in Tokyo und die Region bietet zudem Abkühlung durch viele Wasseraktivitäten in und auf den fünf Sees. Zudem hat man von jedem der Seen Blick auf Japans berühmtesten Berg, den Fuji. Obwohl die kurze Wandersaison auf dem Berg Fuji von Anfang Juli bis Anfang September sich mit den Sommermonaten überschneidet, sieht man den Berg zu dieser Jahreszeit tatsächlich selten. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit ist er meistens hinter Wolken versteckt.
Wasseraktivitäten wie Schwimmen oder Surfen sowie die Möglichkeit, den Fuji zu sehen, hat man auch auf den Stränden vor Enoshima. Diese sind von Tokyo aus in etwas mehr als einer Stunde erreicht werden und eignet sich so auch gut für einen Tagesausflug.
Ebenso beliebt und gut zu erreichen sind die Strände der Halbinsel Izu in der Präfektur Shizuoka. Der Shirahama Strand beispielsweise ist im Sommer eines der beliebtesten Reiseziele der Region. Der lange Sandstrand zieht viele Besucher*innen an, die zum Baden, zum Surfen oder auch einfach nur zur Entspannung herkommen. Zudem bietet die Region traumhafte Küstenlandschaften, wie die Jogasaki Küste, oder auch die Shiraito Wasserfälle, welche zählen zu den 100 schönsten Wasserfällen des Landes zählen.
Wer weiße Sandstrände, kristallklares Wasser und tropisches Inselfeeling haben möchte, der sollte im Sommer die Präfektur Okinawa besuchen. Die Region besteht aus über 160 Inseln und man wird hier neben der traumhaften Natur ebenfalls von einer Kultur, die sich durch westlichen Einfluss stark vom Rest Japans unterscheidet, begrüßt. Abseits der Hauptinsel warten Inseln wie Ishigaki oder Iriomote, aber auch kleinere Inseln wie Yaeyama und Miyako mit unberührten Stränden. Zudem bietet die Insel viele Orte, an der man die bewahrte, traditionelle Kultur Okinawas spüren kann. Bei einer Reise sollte man auch das leckere, regionale Essen nicht verpassen.
Ein anderes Bild bietet sich in Japans nördlichster Präfektur Hokkaido. Im Sommer herrschen hier angenehme Temperaturen, weshalb die Region eine beliebte Destination für die warmen Monate ist. Von Ende Juni bis Anfang August zieht die Tomita Farm in Furano zahlreiche Besucher*innen an. Die Farm in der kleinen Stadt in Zentral-Hokkaido ist zu dieser Zeit in einem Meer aus Blumen in den tollsten Farben versteckt und verspricht ein einzigartiges Bild. Weitere beliebte Ziele zu dieser Zeit sind der Blaue Teich, oder verschiedene Nationalpark, in denen man die tolle Natur der Region bewundern kann.
Egal, ob man den japanischen Sommer bei einem der berühmten Feste genießt, oder der Hitze bei einem Sprung ins kühle Nass entflieht, Japan im Sommer ist auf jeden Fall eine Reise wert und diese wird aufgrund der unvergleichlichen Sommeratmosphäre zu einem unvergesslichen Erlebnis.