In der Stadt Echizen in Fukui werden Kunst und Handwerk heute noch nach traditioneller Art fortgeführt und damit auch für die junge Generation erlebbar gemacht.
Japan ist dafür bekannt, tief mit seinen Traditionen verwurzelt zu sein und man findet noch heute viele davon beinahe unverändert. Besonders sieht man die liebevoll erhaltenen Traditionen im Kunsthandwerk – vieles davon ist Jahrhunderte alt und wurde von Familien und Gemeinden in seiner ursprünglichen Form bis heute überliefert und erhalten.
Tief in der Präfektur Fukui findet man in Echizen eine Art Geheimtipp – nur wenigen Touristen ist der Ort ein Begriff und wenn dann sind es wohl meist eingefleischte Fans. Denn hier findet man gleich zwei herausragende Handwerke: Zum einen die über 1.500 Jahre alte Kunst der Herstellung von sogenanntem washi Papier und zum anderen die immerhin 700 Jahre alte Tradition der Schmiedekunst von Messern (uchihamono).
Wir durften den Meistern dieser Künste bei ihrem Handwerk über die Schulter schauen und sogar ein wenig selbst Hand anlegen – alle Interessierten können uns bei der virtuellen Tour folgen und sich ein Stück Tradition nach Hause holen.
Ein uraltes Handwerk: Washi Papier
Man sagt, dass das washi Papier vermutlich aus dem Ausland nach Echizen kam und diese Technik der Papierherstellung zu diesem Zeitpunkt in Japan noch völlig unbekannt war. Damals bauten die Dorfbewohner vor allem Reis an – mit der Herstellung von washi Papier (welches aus der Rinde der umliegenden Bäume gewonnen wird) entwickelte sich hier ein neuer Handwerkszweig und sorgte so dafür, dass Echizen gedeihen konnte. Denn das qualitativ hochwertige Papier wurde vor allem in die nahe Stadt Kyoto verkauft und ermöglichte so den Beginn neuer Handelsrouten.
Der lokale Okamoto Otaki Schrein in Echizen ist der Frau gewidmet, welche angeblich damals das washi Papier in die Stadt brachte und als Göttin (kami) des washi angesehen wird. Jedes Jahr im Mai wird ihr zu Ehren auch ein Fest abgehalten.
Das Yanase Washi Studio
Wenn man die Werkstatt von Herrn Yanase betritt, fühlt es sich fast ein wenig so an, als schlüpfte man direkt in einen japanischen Animationsfilm. Tatsächlich sind hier sogar einige susuwatari (Rußmännchen aus der japanischen Folklore und den beliebten Ghibli Filmen) an den Fensterscheiben zu sehen. Die Familie von Herrn Yanase hat das Unternehmen vor über 70 Jahren gegründet.
Heute arbeiten er, seine Frau, sein Sohn und drei weitere Angestellte in seiner Werkstatt. Das Papier wird aus der Rinde von drei verschiedenen lokalen Pflanzen hergestellt, zusätzlich benötigt der Prozess noch Frischwasser, das aus lokalen Quellen bezogen wird. Einfache Zutaten für eine einfache aber absolut faszinierende Kreation. Washi selbst bedeutet so viel wie „Harmonie des Papiers“ und wurde in der Vergangenheit vor allem für Laternen und Schiebetüren in traditionellen japanischen Häusern benutzt. Heute ist der Einsatz des washi weitaus vielfältiger: Buchumschläge, Schmuckboxen und vieles mehr werden daraus gefertigt und verleihen ein besonderes Flair.
Während der Tour durch die Werkstatt des Yanasewashi konnte man die beeindruckende Handarbeit und das Teamwork der KünstlerInnen beobachten. Jeder einzelne Schritt in der Produktion erfordert Präzision und große Aufmerksamkeit – und das spiegelt sich auch in den fertigen Produkten wider. Man spürt die Handarbeit förmlich und es scheint, als sei die Zeit stehengeblieben, wenn man diese Art der Produktion mit den modernen Manufakturen von heute vergleicht.
Ein Handwerk mit Geschichte: Schmiedekunst
Die als Echizen uchihamono bekannte Kunst der Messerschmiede wurde angeblich von einem Schmied aus Kyoto nach Echizen gebracht. Die Produkte werden noch heute nach der uralten Schmiedekunst gefertigt und von Hand aufwändig geschliffen. Die Schmiedekunst wurde einst für das fertigen der berühmten Samurai Schwerter verwendet und sorgt dafür, dass die Messer unfassbar langlebig und vor allem übermäßig scharf sind. Neben den Messern werden heute auch viele weitere Küchenutensilien und weitere Produkte wie Brieföffner gefertigt.
Ryusen Hamono
Die vielfach ausgezeichnete Werkstätte Ryusen Hamano begann in den 1940er Jahren und das Wissen um die Schmiedekunst wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Heute stellt die Familie Masutani in der dritten Generation hochwertige Klingen her, welche national und auch international geschätzt werden. Ihre Spezialität sind Küchenmesser von herausragender Qualität und Langlebigkeit. Die Highend Messer sind meist mit aufwändigen Mustern und Gravuren verziert. Gleichzeitig bietet das Ryusen Hamano auch viele weitere wundervoll geschmiedete Produkte wie Brieföffner und vieles mehr.
Während der virtuellen Tour zeigte der Inhaber Herr Masutani die Werkstatt und eine Demonstration, wie die Messerklingen im Ofen heiß gemacht und anschließend von Hand gehämmert werden. Die Hingabe und vor allem der enorme Aufwand, welche in jedes einzelne Messer gesteckt wurde, sind beachtlich und waren deutlich zu sehen.
Zum Schluss wurde noch gestestet, wie scharf die unglaublichen Messer nun wirklich sind. Es hat etwas sehr Beeindruckendes, zu sehen, wie mühelos die Klinge durch Papier oder Karotten schneidet, ohne dass man einen sichtbaren Widerstand wahrnimmt. Abschließend konnte man noch einen Blick auf die beeindruckende Sammlung an Messern werfen, die sich in der Auslade der Manufaktur befindet.
Mehr Informationen zu Yanase Washi und Ryusen Hamono findest du auf deren offiziellen Websites:
Eine neue Art, Japans Handwerk zu entdecken
Mit den jüngsten weltweiten Ereignissen und der Tatsache, dass Reisen aktuell nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, ist es notwendig, neue Arten zu finden, Japan zu entdecken. Auch wenn eine virtuelle Tour natürlich in keinster Weise das unbeschreibliche Erlebnis bieten kann, dass ein echter Japanbesuch bietet, so kann sie zumindest die Wartezeit ein wenig erleichtern und vielleicht auch die ein oder andere Inspiration für die Zeit nach der Krise bieten.
Weitere virtuelle Touren findest du auf dem YouTube Kanal von Japan Travel.