HomeJapan erlebenKulturKoyasan – Kulinarik und versteckte Highlights

Tradition, Essen und Spiritualität nahe des Koyasan

Koyasan – Kulinarik und versteckte Highlights

Koyasan ist ein Berg in der Präfektur Wakayama, der zu den heiligsten Orten in Japan zählt und neben spirituellen auch kulinarische Highlights bietet.

Die meisten Besucher*innen pilgern direkt zu den Tempeln des Koyasan. Dabei lohnt es sich, auf der Anreise im ländlichen Kudoyama auszusteigen, einer Haltestelle auf der Nankai-Linie zwischen Hashimoto und Gokurakubashi (am Fuße des Koyasan). Diese hat nämlich ebenfalls sehr viel zu bieten, vor allem in Hinblick auf Kulinarik.

Die Klostersiedlung am Koyasan

Vor über 400 Jahren wählte der berühmte Samurai Yukimura Sanada in einem der bedeutendsten Konflikte Japans, der Schlacht von Sekigahara, die Verliererseite und musste fliehen. Ins Exil in die Klostersiedlung Koyasan verbannt, fand der in Nagano geborene Krieger (oft als einer der größten Samurai der Sengoku-Periode bezeichnet) seinen Weg nach Kudoyama, einem kleinen Dorf in der zentralen Präfektur Wakayama unweit des heiligen Berges.

Das Wappen des Sanada-Clans, sechs Münzen, die in zwei Reihen geteilt sind, findet man überall in Kudoyama: am Bahnhof, an der einladenden Raststätte der Stadt und an den Dekorationen, die über den Türen hängen. Es schmückt auch die Speisekarten des Yukimura-an, eines Soba-Restaurants, das in einem mit der Familie Sanada verbundenen Gebäude untergebracht ist. Die Soba Gerichte, bei denen die Nudeln entweder warm oder kalt serviert werden, sind sehr sättigend, dennoch sollte man noch Raum für den hausgemachten Sesam-Tofu lassen. Auf dem Weg nach draußen kann man anschließend noch beim Sanada-an vorbeischauen, einem alten Tempel, der einst dem fliehenden Samurai als Heimat diente.

Süßigkeiten in Kanazawa Juouken zubereiten

Wer will nicht nach einer vollwertigen Mahlzeit eine süße Leckerei genießen? In Kanazawa Juouken, einem traditionellen Wagashi (japanische Süßigkeiten) Geschäft, das nur eine kurze Autofahrt vom Stadtzentrum Kudoyamas entfernt liegt, kann man seine eigenen Süßigkeiten herstellen.

Koyasan Wakayama
Wunderschöne Süßigkeiten! (Foto: Mandy Bartok)

In Kanazawa Juoken nutzt der Ladenbesitzer in vierter Generation einen digitalen Übersetzer und die gemeinsame Liebe zum Zucker, um sich zu verständigen. Im geräumigen Hinterzimmer des Ladens kann man lernen, wie eine Vielzahl traditioneller japanischer Süßigkeiten hergestellt wird, von saisonalen Namagashi (ungebackene Süßigkeiten) bis hin zu den beliebten Pfannkuchen-ähnlichen Dorayaki.

OrtKanazawa Juouken (御菓子司 金澤寿翁軒)
Adresse757 Nagura, Koyaguchi-cho, Stadt Hashimoto, Präfektur Wakayama (Karte)
Tel073-642-2011
Webseiteairbnb.com/experiences/640224

Lokales Sushi

Im Zentrum von Kudoyama, in Kuwaraku, kann man die lokale Spezialität Kakinoha-zushi (in Kakinoha-Blätter gewickeltes Sushi) zubereiten. Nachdem man Schutzkleidung angezogen hat, erhält man eine hilfreiche zweisprachige Broschüre mit Fotos, doch das Personal ist immer bereit, wenn man eine helfende Hand braucht. Der Reis wird in mit Essig gefüllte Formen gepresst und jeder Block wird in sechs Stücke geschnitten.

Der schwierigste Teil kommt, wenn der Reis, zusammen mit einem Belag aus Makrelen, Lachs oder Pilzen, in ein Persimonenblatt gewickelt wird. Das Falten des Blattes über den Reis, das für seine antibakteriellen Eigenschaften bekannt ist, ist wie das Einwickeln eines Geschenks.

Koyasan Wakayama
Kakinoha-zushi (Foto: Mandy Bartok)
OrtKuwaraku (柿の葉すし 九和楽)
Adresse1353 Kudoyama, Kudoyama-cho, Ito-gun 648-0101, Wakayama Präfektur
Tel073-654-2600
Webseitekuwaraku.jp (Japanisch)

Die Pilgerreise

Ein komfortabler Aufenthalt befindet sich nur einen kurzen Spaziergang entfernt im Ryokan Tamagawa-tei. Einfache Zimmer mit bequemen Matratzen, ein köstliches hausgemachtes Abendessen und Frühstück und ein Besuch des örtlichen Onsen-Komplexes Yunosato sind im Zimmerpreis inbegriffen.

Am Jison-in-Tempel kann man sich auf den Koyasan Choishi-michi-Pilgerweg machen. Der Koyasan war bis zum späten 19. Jahrhundert ausschließlich für Männer bestimmt. Frauen war es verboten, den Berg zu betreten. Selbst Koyasan-Gründer Kobo Daishi erlaubte seiner eigenen Mutter nicht, den Berg zu besteigen. Stattdessen baute er ihr eine kleine Halle (Miroku-do) in dieser Tempelanlage, die seit ihrer Gründung allen Frauen offen stand.

Es geht vorbei an Bambuswäldern und entlang terrassenförmiger Felder, mit Blick auf Kudoyama und die Hügel ringsherum. Oftmals wird kostenloses Obst von Bauern mit reicher Ernte angeboten. Nach ungefähr vier Stunden erreicht man den Niutsuhime-jinja-Schrein.

Koyasan Wakayama
Niutsuhime-jinja Schrein (Foto: Mandy Bartok)

Nur wenige Schritte vom Haupttor des Schreins entfernt, bietet das Café Kyakuden Mittagssets aus lokalen Zutaten an. Zudem findet man dort auch Kimono Kleidung, welche man anprobieren kann.

OrtCafe Kyakuden (Cafe 客殿)
Adresse140 Kamiamano, Katsuragi, Ito Distrikt, Wakayama 649-7141 (Karte)
Tel073-626-0372
Webseitecafekyakuden.xyz (Japanisch)

Spirituelle Unterstützung

Der Rengejo-in ist einer der 52 Shukubo (Tempelunterkünfte) in Koya und man kann hier übernachten. Als Besucher*in wird man in das Goma-Feuerritual des Tempels eingeweiht, ein Ritual, bei dem Stäbe mit Gebeten und Wünschen im Feuer verbrannt werden. Fotos und Videos sind übrigens bei den meisten religiösen Veranstaltungen am Koyasan nicht erlaubt.

Das Abendessen wird in einem gemeinsamen Essbereich serviert. Rengejo-in serviert Shojin-ryori, eine vegetarische Küche, die strengen buddhistischen Prinzipien folgt. Trotz des Mangels an starken Gewürzen wird jedes Gericht so zubereitet, dass die besten Aromen der Zutaten hervorgehoben werden. Während der gesamten Mahlzeit wird man von einer Rüstung des Sanada-Clans bewacht, die die Verbindung der Familie zu diesem Gebiet nochmals verdeutlicht. Am frühen Morgen finden erneut Meditationen statt. Das Frühstück ist ebenfalls die bekannte vegetarische Küche des Shojin-ryori.

OrtRengejo-in Tempel (蓮華定院)
Adresse700 Koyasan, Koya, Ito Distrikt, Wakayama 648-0211 (Karte)
Tel073-656-2233
Webseiteshukubo.net

Weitere Attraktionen am Koyasan

Der Okunoin Friedhof ist der größte Friedhof Japans und beherbergt tausende von Gräbern. Das Wichtigste davon befindet sich hinter der Laternenhalle (Toro-do). Es ist die letzte Ruhestätte von Kobo Daishi, dem Begründer des esoterischen Shingon Buddhismus und Koyasan selbst.

Koyasan Wakayama
Alles ist friedlich (Foto: Mandy Bartok)

Kobo Daishi starb angeblich im Jahr 835, aber viele Gläubige behaupten, dass der berühmte Mönch in ewiger Meditation in seinem Mausoleum hinter der Laternenhalle sitzt. Infolgedessen bringen die Mönche von Koyasan ihrem Gründer jeden Morgen um 6:00 und 10:30 Uhr Essen.

Der Kongobu-ji, der Haupttempel der esoterischen Shingon Buddhismus Sekte, rühmt sich mit wunderschön bemalten Wandschirmen und einem japanischen Steingarten, dem größten in Japan, mit verschlungenen Drachen in einem Wolkenmeer (weiße Kieselsteine). Der heilige Danjo Garan Tempelkomplex hingegen erregt Aufmerksamkeit mit seiner farbenprächtigen zinnoberroten Pagode. Das Innere des Bauwerks beherbergt eine Statue des kosmischen Buddhas (Dainichi Nyorai), des zentralen Buddhas im esoterischen Buddhismus von Shingon, der dort umgeben von glitzernden Wächtern und Gemälden sitzt.

Zurück kommt man über die steilste Seilbahn Japans, die seit Jahrzehnten Besucher von und nach Koyasan befördert. Von der Station Gokurakubashi am Fuße des Hügels ist es ein schneller Transfer zur Nankai-Linie, die sich langsam durch einen Einschnitt in den Bergen schlängelt und schließlich in der Station Hashimoto ankommt. Wenn man nach Wakayama Stadt fahren möchte, kann man die Treppe zur JR-Linie hinaufgehen. Für diejenigen, die nach Osaka und zum Flughafen Kansai fahren, ist es ein einfacher Umstieg zu einem Expresszug, der die Besucher je nach Bedarf weiterbefördert.

Und doch liegt Koyasan trotz seiner Zugänglichkeit immer noch abgelegen und bewahrt eine Atmosphäre des meditativen Friedens, die während der Jahrhunderte seines Bestehens gepflegt wurde. Er ist einer der vielen Sehenswürdigkeiten Wakayamas und ein Muss auf jeder Reise in die Präfektur.

Beliebte Artikel