Der Kiyomizu-dera Tempel ist ein buddhistischer Tempel im Osten von Kyoto. Er befindet sich am Hang des Berges Otowa und ist vor allem für seine große Holzterrasse bekannt.
Kiyomizu-dera (jap.: 清水寺) bedeutet „Tempel des reinen Wassers“ und verdankt seinem Namen dem Otowa Wasserfall, der sich auf dem Tempelgelände befindet. Zudem findet man dort auch zahlreiche Kirsch- und Ahornbäume, welche den Tempel im Frühjahr und im Herbst zu einer besonderen Attraktion machen. Im Jahr 1994 wurde der Tempel zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
Geschichte des Kiyomizu-dera
Der Tempel, der auch als Otowa-san Kiyomizu-dera bekannt ist, wurde im Jahr 778 gegründet. Der Legende nach hatte der in Nara lebende Mönch Kenshin eine Vision von einer kristallklaren Quelle, die er in Kyoto finden sollte. Dort angekommen entdeckte er einen reinen Wasserfall am Berg Otowa und begegnete Priester Gyoei-koji. Dieser bittet Kenshin, aus einem heiligen Baum eine Statue der tausendarmigen Kannon zu schnitzen, die den Ort beschützen sollte. Kannon wird oft mit Gott oder Göttin der Barmherzigkeit übersetzt. Einige Jahre später wurde mit der finanziellen Unterstützung von General Sakanoue no Tamuramaro eine Halle für die Kannon Bodhisattva erbaut. Zu dieser Zeit wurde dem Tempel aufgrund des Otowa Wasserfalls auch der Name Kiyomizu-dera gegeben.
Durch den Einfluss von Kenshin gehörte der Tempel anfangs zur Hosso-Sekte, einer der sechs Sekten des Nara-Buddhismus. Er war bis 1965 ein Zweigtempel des Kofukuji Tempels, dem Haupttempel der Hosso-Sekte. Mit der Gründung der Kita-Hosso-Sekte durch den Priester Onishi Ryokei Wajo wurde der Kiyomizu-dera zu ihrem Haupttempel. Ryokei Wajo praktizierte die Lehren von Kannon, führte viele Missionen zum Wohl der Allgemeinheit durch und gilt heute als der „Vater der Restaurierung“ des Kiyomizu-dera Tempels.
Das Tempelgelände
Der Kiyomizu-dera Tempel befindet sich im Bezirk Higashiyama in Osten von Kyoto. Das Tempelgelände erstreckt sich über eine weite Fläche am Hang des Otowa Berges. Der Hauptweg führt Besucher*innen zunächst durch das Niomon, das Haupttor der Anlage. Das rote Tor aus dem 16. Jahrhundert ist 14 Meter hoch und in der Kombination mit den Treppen, die man zum Hauptbereich des Geländes den Hügel hinauf steigen muss, verkörpert es die Besonderheit dieses Ortes.
Auf dem weiteren Weg kommt man am Saimon, dem Westtor und einer dreistöckigen Pagode vorbei. Diese bieten ein beliebtes Fotomotiv, da Besucher*innen von dort einen tollen Ausblick über Kyoto genießen können. Des Weiteren findet man auf dem Weg auch die Zuigudo Halle, in der verschiedene buddhistische sowie schintoistische Gottheiten beherbergt sind.
Die genannten Gebäude sind frei zugängig, für den Zugang zu den Hauptgebäuden muss man ein Eintrittsgeld zahlen. Der Weg führt hier zunächst in die Haupthalle des Kiyomizu-dera Tempels. Das Gebäude ist an einer steilen Stelle des Hügels errichtet worden und die hölzerne Terrasse ragt auf bis zu 13 Meter hohen Holzsäulen über dem Abgrund. Sie hat eine Fläche von 190 Quadratmetern und besteht aus 140 hinoki-Platten (Japanische Zypresse). Das heutige Gerüst und die Terrasse wurden im Jahr 1633 konstruiert. Das Innere der Halle ist in drei Bereiche aufgeteilt und im Innersten befindet sich die Kannon Bodhisattva. Diese Bereiche sind bis auf besondere Anlässe nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Nach Besichtigung der Haupthalle kann man entweder einen Rundweg antreten, der über das Gelände vorbei an einer weiteren Pagode zum Otowa Wasserfall führt, oder man besucht den Jishu Schrein, der sich direkt hinter der Halle befindet. Der Schrein ist der Gottheit der Liebe und des Matchmakings gewidmet. Hier kann man viele kleine Rituale durchführen, die in Sachen Liebe helfen sollen. Beispielsweise gibt es zwei Steine, die in einem Abstand von 18 Metern voneinander entfernt stehen. Es heißt, berührt man den ersten Stein und schafft es, mit verschlossenen Augen zum zweiten Stein zu laufen, so soll man Glück in der Liebe haben.
Auf dem Rundweg kommt man zuerst an der Okunoin Halle vorbei, welche sich direkt über dem Otowa Wasserfall befindet. Auch diese Halle verfügt über eine Holzterrasse. Mit Blick auf die Haupthalle und Kyoto im Hintergrund ist sie ein beliebter Ort, um Fotos zu machen. Auf dem weiteren Weg kann man einen kleinen Abstecher zu der dreistöckigen Koyasu Pagode machen, welche sich am südlichen Ende des Tempelgeländes befindet. Ein Besuch der Pagode soll für sichere Kindesgeburt sorgen. Andernfalls bietet sich von hier ein schöner Ausblick auf die Haupthalle.
Der Otowa Wasserfall befindet sich am Fuße des Hügels, gleich unterhalb der Hauptgebäude. Das Wasser wird auch „Konjiki-sui“ (goldenes Wasser) oder „Enmei-sui“ (lebensverlängerndes Wasser) genannt. Es ist in drei separate Ströme unterteilt, von denen jedem ein anderer Nutzen zugeschrieben wird. Wer von dem Wasser trinkt, soll entweder Erfolg, Langlebigkeit oder ein glückliches Liebesleben haben. Für Besucher*innen liegen Kellen bereit, mit denen das Wasser aufgefangen und getrunken werden kann. Von allen drei Strömen zu trinken, wirkt jedoch als gierig.
Auf dem gesamten Tempelgelände werden geführte Touren angeboten. Außerdem findet ganzjährig verschiedene Events statt. Zur Kirschblüte im Frühjahr und zur Herbstlaubverfärbung ist der Tempel ein besonders beliebtes Ausflugsziel. Zu dieser Zeit finden auch abendliche Illuminationen statt und es gelten geänderte Öffnungszeiten. Mehr interessante Informationen zum Kiyomizu-dera können auf der offiziellen Webseite auf Englisch nachgelesen werden.
Weitere Informationen
Der Kiyomizu-dera Tempel ist täglich von 06:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Für bestimmte Saisons und an Feiertagen gelten andere Öffnungszeiten, die auf der offiziellen Webseite gefunden werden können. Der Eintritt kostet ¥400 (ca. 3,25 Euro).
Vom Hauptbahnhof in Kyoto kann der Tempel am besten mit dem Bus 206 in Richtung Kitaoji Bus Terminal oder mit dem Bus 100 in Richtung Ginkakuji erreicht werden. Von den Haltestellen Gojozaka oder Kiyomizu-michi läuft man ungefähr 10 Minuten. Eine Fahrt im Zentralgebiet von Kyoto mit dem Bus kostet ¥230 (ca. 1,85 Euro). Die nächste Zughaltestelle ist Kiyomizu Gojo, von wo aus man 25 Minuten laufen muss.
Der Tempel liegt am südlichen Ende des Higashiyama Distriktes. Hier befindet sich viele Shops, Restaurants und Handwerkskunstgeschäfte, sowie weitere Tempel und Schreine. Ein Besuch beim Kiyomizu-dera Tempel lässt sich wunderbar mit anderen Attraktionen der Gegend verbinden.
Wer weitere Tempel in der Nähe erkunden möchte, sollte den Eikando Tempel nicht verpassen. Er ist nach einem Spaziergang durch das Higashiyama Viertel erreichbar und ein weiteres Highlight für Interessierte am Buddhismus und an der Architektur.