Als er 60 Jahren als Taxifahrer in den USA gearbeitet hat, hätte Joe Okada nicht gedacht, dass er mal ein Samurai-Schwert schwingender Reiseleiter werden würde.
Mit dem Spitznamen „der letzte Samurai Japans“ versehen ist Okada mit stolzen 89 Jahren der älteste Tourguide Japans. Zwar hatte er schon früher teilweise als Reiseführer gearbeitet, zog aber im Jahre 1960 nach Los Angeles, um dort sein Englisch zu verbessern. Während also seine Karriere als Guide sich schon 56 Jahre zieht, erlernte er die Kunst des Schwertkampfes erst vor etwa 35 Jahren und hat seitdem hunderte von Obst- und Gemüsesorten zerschnitten.
Tour durch Kyoto mit einem Samurai
„Jeder kann japanische Traditionen erklären, aber die Techniken der Samurai sind nicht leicht – das ist Kunst“, sagt der in Kyoto lebende Okada, dessen Highlight bei jeder Tour das Zerschneiden einer Wassermelone ist – auf dem Bauch einer der Teilnehmer! Früher hatte Okada für eine Firma gearbeitet, aber dann schnell gemerkt, dass er gerne seine ganz eigenen Touren kreieren würde.
Auch bevor Okada angefangen hat, selbst ein Katana Schwert zu benutzen, hatte er das Samurai Thema immer gerne in seine Touren mit eingebaut – damals mietete er dafür noch professionelle Schwertkämpfer an. Unglücklicherweise konnte einer dann plötzlich aufgrund einer Verletzung nicht teilnehmen – und so griff Okada kurzerhand selbst zum Schwert.
„Ich konnte den Touristen etwas zeigen, das ihnen gefallen hat“, sagt Okada, der der Ansicht ist, dass Schwerter eine tolle Möglichkeit bieten „zu überraschen und zu unterhalten“.
Wassermelonen und ein Samurai-Schwert
Mit dem täglichen Training wurden Okadas Touren zusehends beliebter, bis er sich schließlich sogar in einigen amerikanischen Talkshows wiederfand, wo er unter anderem Neil Armstrong traf!
Dennoch ist sein Job nicht immer einfach: Okada hat keine Scheu zuzugeben, dass eine seine Vorstellungen für eine Teilnehmerin mit einem Schnitt und ein paar Stichen endete. Er sagt dazu, dass besagte Dame nicht aufhören konnte, zu lachen, weswegen die Wassermelone auf ihrem Bauch wegrutschte.
„Ich enthalte den Teilnehmern nichts vor. Ich erzähle diese Geschichte zu Beginn jeder Tour und die Dame und ich sind gute Freunde geworden“, sagt Okada.
Besondere Einblicke und eine Samurai Show als Highlight
Okadas aktuelle Tour führt die Teilnehmer vom Rathaus Kyotos über kleine Straßen vorbei an zahlreichen Handwerkerläden. Die Ladenbesitzer kennen Okada persönlich und sind an die vielen Touristen gewohnt, die ihre Kalligrafie-, Kunst- oder Schmuckgeschäfte besuchen. Die insgesamt fünf Stunden lange Tour wird schließlich mit Okadas Schwert-Show am Shimogyo Schrein abgerundet und endet am Kaiserpalast Kyoto.
Jährlich führt Okada 50 reguläre Touren am Samstag und 50 private Touren unter der Woche, welche man beispielsweise auf seiner Website buchen kann. Bis heute hat er keinerlei Ambitionen, in Rente zu gehen, und ist stolz darauf, dass er bisher noch keine einzige seiner Touren hatte absagen müssen.
Auf die Frage, ob er nicht irgendwann doch in seinen verdienten Ruhestand gehen möchte, sagt Okada: „Ich möchte weitermachen, bis ich sterbe“.
Wer sich allgemein für Samurai und deren Geschichte interessiert und gerne wissen möchte, wie die berühmten Krieger geliebt haben, der kann bei einem Besuch der Aizu Samurai Residenz viel darüber erfahren.