Japanisches Räucherwerk findet man häufig direkt vor dem Gebetsraum von Tempeln und Schreinen. Hier kommen die Menschen zusammen, und reinigen sich vorab mit dem Rauch, um danach ihre Wünsche vorzutragen.
Die Geschichte des japanisches Räucherwerks
Ab dem 6. Jahrhundert, mit der Einführung des Buddhismus, verbrannte man in Japan Weihrauch. Dieser wurde und wird auch heute noch insbesondere bei Ritualen, Zeremonien und Meditation verwendet. Agarholz wurde hierfür zunächst aus China importiert, und so fand das Räucherwerk seinen Platz innerhalb der japanischen Kultur.
Zwei Arten von Weihrauch werden besonders oft verwendet. Zum einen werden kleine Holzstückchen verbrannt, die wunderbar duften. Zum anderen wird der Weihrauch direkt verbrannt – entweder in Form von Stäbchen oder in Form von einem Kegel.
Viele der Unternehmen, die heute Räucherwerk in Japan herstellen, sind sogar meist über 300 Jahre alt und pflegen diese wichtige Tradition. Heute gehören Unternehmen wie Nippon Kodo, Shoyeido und Baieido zu den etabliertesten Anbietern von Weihrauch.
Heutzutage wird immer noch gerne das duftende Agarholz verwendet, aber auch Sandelholz ist oftmals im Gebrauch. Eine Besonderheit ist, dass der Sandelholzbaum etwa 60 Jahre braucht, um seinen charakteristischen Duft zu entwickeln.
Die Bäume sondern ein aromatisches Harz ab, das sich mit der Zeit in sogenanntes Koboku verwandelt. Dieses besonders duftende Holz wurde auch früher gerne zusammen mit Kräutern und anderen aromatischen Substanzen verbrannt.
Der Brauch des Räucherns wurde weiterentwickelt und erblühte durch den Hofadel. Wohlriechende Düfte spielten im höfischen Leben der Heian-Zeit eine besonders wichtige Rolle. Selbst Gewänder, Haare und sogar Fächer wurden parfümiert.
Die zehn Tugenden
Während des späten 16. Jahrhunderts war der Handwerksmeister Koju im Kaiserpalast von Kyoto angestellt und praktizierte die Weihrauchzeremonie. Der vierte Koju diente unter dem berühmten Tokugawa Ieyasu und zur Zeit des achten Koju (Takae Jyuemon), welcher als besonderer Meister gefeiert wurde, wurden die „Zehn Tugenden des Räucherwerks“ formuliert.
Diese Auflistung der Vorteile, die sich aus der richtigen und korrekten Verwendung von hochwertigem Weihrauch ergeben, lautet wie folgt:
- Schärft die Sinne
- Reinigt den Körper und den Geist
- Eliminiert Schadstoffe
- Weckt die Lebensgeister
- Heilt Einsamkeit
- Beruhigt in turbulenten Zeiten
- Ist selbst im Überfluss nicht unangenehm
- Selbst kleine Mengen reichen aus
- Zerfällt auch nach langer Zeit nicht
- Eine übliche Verwendung ist nicht schädlich
In der heutigen Zeit reinigt man mit dem Weihrauch seine Sünden, bevor man vor die Götter tritt und ihnen die eigenen Wünsche darlegt. So ist es nicht verwunderlich, dass man an Tempeln und Schreinen auch selbst Weihrauchstäbchen kaufen und anzünden kann. In den dafür vorgesehenen Behältnissen wird sich dann oftmals der Rauch direkt zu gefächert, damit der Effekt noch verstärkt wird.
Weihrauch im Einsatz
Räucherwerk kann auch verschenkt werden, wenn man sein Beileid ausdrücken möchte, und wird auch verwendet in der Obon-Zeit, wenn den Toten gedenkt wird. Auch Gräber und buddhistische Altare werden dann gereinigt und mit dem duftenden Werk ausgestattet.
In manchen Gegenden wird auch gerne Räucherwerk für feierliche Anlässe verwendet, zum Beispiel als Geschenk bei einer Hochzeit.
Es gibt sogar ein Klassifizierungssystem für unterschiedliche Gerüche:
- Das sogenannte Kyara hat eher einen bitteren Geruch und kommt aus Vietnam.
- Rakoku ist süßlich und wird in Thailand produziert.
- Manaka kommt aus Malaysia und hat keinen allzu starken Geruch.
- Manaban kommt primär ebenso aus Vietnam, doch ist es eher salzig.
- Sasora kommt aus diversen Gebieten (z. B. Indien) und hat einen scharfen Geruch.
- Sumotara stammt aus Indonesien und ist eher säuerlich.
Und wer schon so viel über Weihrauch weiß, sollte sich auch die Etikette in Schreinen und Tempeln genauer anschauen, um für den nächsten Japan-Besuch gewappnet zu sein.