Maskottchen haben in Japan einen hohen Stellenwert und werden nicht nur für Sportmannschaften, sondern auch für Städte, Präfekturen und vieles mehr genutzt.
Yuruchara ist die Abkürzung für Yurui-Charakter und so werden in Japan die Maskottchen genannt. Wörtlich kann man dies mit „locker“ übersetzen und dies ergibt durchaus Sinn, denn diese Charaktere sind im Allgemeinen entspannt, lustig und liebenswert. Die Yuruchara werden in der Regel von lokalen Regierungen, Organisationen oder Unternehmen kreiert, um für einen Ort, eine Region, eine Veranstaltung oder eine Touristenattraktion zu werben.
Dabei haben die Figuren einen wesentlich höheren Stellenwert, als man dies aus Europa gewohnt ist. Sie sind in Japan allgegenwärtig und teilweise so beliebt, dass es unzählige Merchandise Artikel zu ihnen gibt und sie sogar in TV-Shows auftreten.
Das Maskottchen Design
Das Design der Yuruchara variiert: Manche sind besonders niedlich, andere eher skurril oder auch manchmal sehr schlicht. Viele dieser Figuren verkörpern Kultur, Geschichte oder bestimmte Produkte und sind somit meist an Tiere oder Sehenswürdigkeiten angelehnt.
Die beliebten Figuren sollen zudem das Bewusstsein für bestimmte Themengebiete stärken. Somit sind sie definitiv nicht nur für Kinder gedacht, sondern auch für Erwachsene. Auch zu speziellen Events kann man die Figuren sehen, und sie tragen viel zur Vermarktung von Produkten oder Regionen bei, weswegen sie auch wirtschaftlich ein nicht zu unterschätzender Faktor in Japan sind.
Yuruchara versuchen, einen Aspekt des Ortes oder Produktes darzustellen, den sie repräsentieren. Dies kann ein lokales Produkt sein oder eine historische Figur, ein Tier oder ein Gegenstand. Diese Aspekte spielen mitunter auch in das Design mit hinein, beispielsweise hat Fukka-chan (Maskottchen von Fukaya) zwei grüne Zwiebeln, die aus seinem Kopf sprießen. Grüne Zwiebeln sind ein beliebtes Produkt aus Fukaya und somit integriert in das Design.
Die Geschichte
Das Konzept dieser besonderen Figuren gibt es in Japan schon seit den 1980er Jahren. Jedoch erst nach der Erschaffung von Hikonyan, einem Maskottchen, das von der Stadtregierung anlässlich des 400-jährigen Jubiläums der Burg Hikone in der Präfektur Shiga geschaffen wurde, begann 2007 die Popularität von Charaktermaskottchen zu steigen. Einige sind mittlerweile so populär, dass sie auf der ganzen Welt Ruhm erlangt haben.
Ähnlich wie ein Mensch hat auch jedes Yuruchara in der Regel einen einzigartigen Namen, ein Geschlecht, ein Geburtsdatum, Vorlieben und Abneigungen, Hobbys, Lieblingsessen und vieles mehr. Einige der Charaktere haben zudem ihre eigenen Internetseiten, eigene Fernsehprogramme, eine Vielzahl von Fanartikeln und ihr Abbild auf Souvenirs und Werbeplakaten.
Zuweilen helfen sie auch bei der Förderung des Tourismus und bei der Aufklärung über die lokale Kultur. Die beliebteren Maskottchen wirken sich sogar in größerem Maße auf die Gesamtwirtschaft aus.
Kumamon
Eine der bekanntesten Figuren, Kumamon aus der Präfektur Kumamoto, erwirtschaftet pro Jahr Milliarden Yen für Tourismus, Produktverkauf und Werbung. Der Bär ist mittlerweile auch weltweit zu einer Größe geworden.
Dieses ganz besondere Yuruchara wurde von der Regierung der Präfektur Kumamoto im Jahr 2010 geschaffen. 2011 wurde der schwarze Bär zu der beliebtesten Figur gewählt, was seine Popularität in ganz Japan enorm steigerte. Er hat sogar sein eigenes Büro und verkauft unglaublich viel Merchandise.
Ein ganz besonderer Wettbewerb
Die japanischen Maskottchen haben sogar Wettbewerbe, bei denen sie jährlich gegeneinander antreten, beispielsweise spielen sie dann gegeneinander Fußball oder messen sich anderweitig. Der Wettbewerb ist damit natürlich nicht wirklich ernst gemeint, es geht um Unterhaltung und nicht um sportliche Leistungen. Immerhin stecken bei diesen Wettbewerben Menschen in den jeweiligen Kostümen und hier haben manche Maskottchen durch ihr Design eindeutige Vor- oder Nachteile.
Seit 2010 gibt es ein jährliches Ereignis, den Maskottchen-Grand Prix, bei dem sich die Yuruchara zusammenfinden und miteinander messen. Die Öffentlichkeit hat dann die Chance, über ihr Lieblingsmaskottchen abzustimmen. Die Charaktere von Unternehmen sind dabei in einer anderen Kategorie als die der Präfekturen Japans, um die Fairness zu bewahren.
Sowohl alte als auch neue Figuren nehmen an dem Grand Prix teil und die Zahl der Einsendungen steigt mit jedem Jahr an. Bei diesem Wettbewerb gewann auch Kumamon bereits im Jahr 2011. Neben dem Unterhaltungsfaktor und Einschaltquoten geht es hier natürlich auch um Werbung – für das eigene Produkt oder die eigene Stadt, beziehungsweise Präfektur, sodass man den wirtschaftlichen Faktor hier nicht unterschätzen darf.
Somit sind die niedlichen Charaktere nicht nur ein lustiger japanischer Gag, sondern haben auch durchaus ihren Nutzen – vor allem für den japanischen Tourismus. Und zugegeben, sie sind niedlich anzuschauen und oft bleiben einem Produkte oder Orte auch wegen der kleinen Charaktere in Erinnerung. Wer sich generell für Japans Populärkultur interessiert, der findet hier 5 Orte für Anime und Manga Fans in Tokyo.