Die Stadt Hagi, welche in der Präfektur Yamaguchi liegt, ist für die japanische Töpferei so bedeutend, dass sie ihren eigenen Stil hat. Die Töpferkunst des Hagi Yaki ist ein Stil mit einer ganz besonderen Ästhetik.
Hagi Yaki ist weniger auffällig und bunt, sondern eher subtil und klassisch. Traditionell gelten in Japan Töpferwaren in Erdtönen und mit Rissmustern (Kannyu) als besonders schön. Seit vielen Jahren gehören die Töpfer*innen von Hagi zu den besten des Landes, wenn es darum geht, dieses ästhetische Ideal mit ihrer Vision und ihrem Können zu verwirklichen.
Japanische Teezeremonie
Die traditionelle japanische Teezeremonie ist eine Kunst für sich und wer sich hiermit auskennt, dem ist meist auch Hagi Yaki nicht fremd. Tatsächlich haben sich diese beiden Kunstformen gegenseitig beeinflusst. Die Kannyu-Muster verleihen zwar ein antikes Aussehen, dienen aber eigentlich einem wichtigeren Zweck. Die feinen Risse entstehen, nachdem eine Glasur aufgetragen und das Stück ein zweites Mal gebrannt wurde.
Wenn die Keramik gebrannt wird und die Hitze langsam abnimmt, schrumpft die Glasur stärker als der Ton und die Risse entstehen. Mit der Zeit absorbieren die Risse den Tee, wodurch sich die Farbe verändert. So entsteht ein sich ständig weiterentwickelndes Kunstwerk, das nicht nur vom ursprünglichen Künstler, sondern auch vom Gebrauch beeinflusst wird.
Die Geschichte des Hagi Yaki
Die Geschichte der Töpferei in Hagi lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen, als das japanische Militär die koreanische Halbinsel besetzte. In den Wirren dieser turbulenten Zeit zogen viele koreanische Töpfer*innen nach Japan. Die ruhige Küstenstadt Hagi am Japanischen Meer wurde zur Heimat vieler Reisender, und so begann ihr Einfluss auf das, was später als Hagi Yaki bekannt werden sollte.
Der Feudalherr Mori Terumoto, das damalige Oberhaupt des berühmten Mori-Clans, war nicht nur für den Bau der Burg Hiroshima und damit für die Gründung dieser Stadt verantwortlich, sondern ließ 1604 auch die Burg Hagi errichten und beteiligte sich maßgeblich am Korea-Feldzug. Terumoto war ein großer Fan der aufkommenden Töpferkunst und ließ sie nicht nur für seine persönlichen Teezeremonien, sondern auch zum Verschenken herstellen.
Während der Meiji-Restauration von 1868 geriet die Herstellung dieser Töpferkunst ins Stocken, aber Mitte des 19. Jahrhunderts kamen neue Brennöfen hinzu, da die Kultur der Teezeremonie nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auflebte.
Der Herstellungsprozess
Für die Herstellung von Hagi Töpferwaren sind mehr als zwei Brennvorgänge erforderlich. Hagi Yaki ist bekannt für seine weiche Haptik und wird auf Japanisch „Tsuchi Aji“ genannt, was so viel wie „Erdgefühl“ bedeutet. Für jedes Stück Hagi Yaki werden insgesamt drei Arten von Erde verwendet, und die Kombination der Erde variiert von Stück zu Stück, je nach dem gewünschten Ergebnis des Endprodukts:
- Mishima-Insel-Erde: Diese Erde, die von der 45 km vor der Küste von Hagi gelegenen Insel Mishima stammt, hat aufgrund ihres hohen Eisengehalts einen rötlichen Farbton, ist aber von gröberer Beschaffenheit.
- Mitake-Berg-Erde: Diese pulverförmige Erde stammt vom Berg Mitake. Sie hat eine weiße Farbe und wird mit anderen Erden gemischt, um ihre Hitzebeständigkeit zu verbessern.
- Daido-Erde: Diese Erde stammt aus den Städten Hofu und Yamaguchi und besteht hauptsächlich aus Ton. Sie hat einen niedrigen Eisengehalt und eine hohe Formbarkeit.
Nachdem das Stück geknetet und geformt worden ist, spielt auch die Glasur eine wichtige Rolle für das endgültige Aussehen. Es gibt zwei Arten von Hagi Yaki Glasuren:
- Biwayu-Glasur: Diese Glasur hat eine schöne zitronen-orangene Farbe, die an Biwa-Früchte (Mispeln) erinnert, daher der Name.
- Weiße Hagi-Glasur: Diese Glasur färbt sich beim Brennen weiß und erinnert an eine Puderzucker-Glasur.
Wo gibt es Haki Yaki zu kaufen?
Wenn man Hagi besucht, kann man historische Beispiele der Kunst entdecken, Souvenirs kaufen oder auch selbst Hagi Yaki herstellen:
Hagi Uragami Museum
Das Hagi Uragami Museum ist nach dem in Hagi geborenen Unternehmer Toshiro Uragami benannt und wurde 1996 eröffnet. Uragamis wirklich beeindruckende Sammlung umfasste ursprünglich mehrere Hundert Töpferwaren von angesehenen lokalen Künstlern, sowie auch koreanischen und chinesischen Töpfern und eine umfangreiche Sammlung berühmter Ukiyo-e (Holzschnitte und Gemälde, die während der Edo-Periode populär wurden). Das Museum ist so beeindruckend, dass der Michelin Green Guide Japan es 2009 zu einer Zwei-Sterne-Touristenattraktion erklärte. Damit ist es nicht nur die am höchsten bewertete Touristenattraktion in der Präfektur Yamaguchi, sondern auch ein Muss für Töpferei-Liebhaber.
Öffnungszeiten: 9 bis 17 Uhr, letzter Einlass um 16:30 Uhr, geschlossen montags (außer an Feiertagen) und am Neujahrstag.
Fusoan Miwagama Brennofen
Um das Handwerk und insbesondere die von der Kyusetsu Familie entwickelte weiße Hagi-Glasur besser kennenzulernen, ist ein Besuch hier ein Muss. In der Galerie und im Museum kann man fachmännisch gefertigte Stücke wie Vasen und Teeschalen, und auch die Brennöfen besichtigen.
Öffnungszeiten: 10 bis 16 Uhr, geschlossen an besonderen Feiertagen sowie montags und dienstags.
Seiunzan Okadagama Brennofen
Die Kunst des Hagi Yaki wird hier perfektioniert und nahtlos mit modernen Visionen verschmolzen. Der derzeitige Direktor und preisgekrönte Meister Okada Yuu hat Techniken entwickelt, die es so noch nie gegeben hat, wie z.B. das Ensai Verfahren, bei dem Erde in einem Muster auf das Stück gesprüht wird.
Öffnungszeiten: 9 Uhr bis 17 Uhr, wochentags.
Töpferwerkstatt Jozan
In dieser familiengeführten Töpferschule, welche zeitgleich auch ein Souvenirladen ist, kann man selbst tätig werden. Sowohl Vater als auch Sohn sind anerkannte Hagi-Töpfer, die beide ganz unterschiedliche Stile haben. Kaneko Senior verfügt über mehr als vierzig Jahre Erfahrung, und sowohl er als auch sein Sohn sind international ausgestellt worden.
Sprache muss kein Hindernis sein, um hier wunderschöne Kunst zu schaffen. Die Besucher*innen werden dabei unterstützt, drei Arten von Kunst selbst herzustellen: Rokuro, Tebineri und Etsuke:
- Rokuro bezieht sich auf die Töpferscheibe. Die eigene Kreation wird also etwas Rundes sein, wie eine Schale oder ein Teller.
- Tebineri bedeutet, dass man nur mit den eigenen Händen ein kleines Kunstwerk schafft, ohne Töpferscheibe. Auch dies ist eine lohnende Erfahrung, bei der die Besucher*innen etwas in eine rechteckige oder quadratische Form bringen können, wenn sie möchten.
- Etsuke bedeutet, dass man Keramiken dekoriert. Abgesehen von der Größe der Keramikfläche sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Hagi Yaki Souvenirs
Saitoan ist eine Keramikboutique, die sich auf lokal hergestellte Hagi Waren spezialisiert hat. Die Besucher*innen finden hier Stücke sowohl von berühmten etablierten Künstlern als auch von aufstrebenden Talenten sowie andere Arbeiten aus Glas, Metall und Porzellan. Vor Ort befindet sich das Saitoan Loft, in dem eine Vielzahl anderer traditioneller japanischer Produkte angeboten wird.
In der Präfektur Yamaguchi gibt es weitere interessante Sehenswürdigkeiten zu entdecken, die sich unbedingt lohnen.