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Pflaumenblüten in Kamakura

Der Schrein des Dichters: Egara Tenjin-sha

Der Egara Tenjin-sha Schrein in Kamakura (Kanagawa Präfektur) ist dem japanischen Gelehrten und Dichter Sugiwara no Michizane gewidmet.

Ende Januar bis Mitte März ist eine gute Zeit, um die Pflaumenblüten in den Tempeln und Schreinen der Stadt am Meer zu bewundern. Neben Egara Tenjin-sha sind Hokaiji, Jomyoji und Hasedera in Kamakura sowie Engakuji und Tokeiji in Kita-Kamakura weitere Orte, an denen man dieses Erlebnis genießen kann.

Die Geschichte des Schreins

Der Egara Tenjin-sha wurde 1104 vom ersten Shogun von Kamakura, Minamoto no Yoritomo, als Schrein errichtet. Dieser war dem Gelehrten und Dichter Sugiwara no Michizane gewidmet. Michizane war ein Minister am kaiserlichen Hof in Kyoto und wurde fälschlicherweise eines Vergehens beschuldigt, für das er nach seinem Tod im Jahr 903 freigesprochen wurde.

Aufzeichnungen zufolge fiel Michizane beim Fujiwara-Klan in Ungnade, dessen politische Machenschaften zu seiner Verbannung nach Kyushu führten, wo er starb. Nach seinem Tod breiteten sich Pest und Dürre über das Land aus und die Söhne des Kaisers Daigo starben kurz nacheinander.

Diese Unglückssträhne wurde dem zornigen und rachsüchtigen Geist von Michizane zugeschrieben. Um seinen Zorn zu besänftigen, wurde ein Schrein gebaut und ihm gewidmet. Dies war der Kitano Tenman-gu in Kyoto. Viele Jahre später wurde Michizanes Name wieder hergestellt und er wurde als Tenjin-sama vergöttert. Dieser Gott des Himmels und der Gewitter wird insbesondere von den Bauern verehrt, wenn sie Regen brauchten.

Beten fürs Glück
Beten fürs Glück (Foto: Peter Oxley, JT)

Spirituelle Führung und gute Noten

Heute wird Tenjin als Gott des Lernens und der Gelehrsamkeit verehrt und Schüler*innen und Student*innen suchen geistigen Beistand in den aufregenden akademischen Prüfungsphasen. In Japan gibt es etwa 12.000 Tenjin- oder Tenman-gu-Schreine, die nach den Schreinen von Hachiman und Inari die drittgrößte Anzahl darstellen.

Michizane liebte Pflaumenblüten. Er schrieb Gedichte über sie, sowohl auf Chinesisch als auch auf Japanisch, in denen er ihre exquisite Schönheit rühmte. Es heißt, dass nach seinem Tod sein Lieblingspflaumenbaum in Kyoto, über den er ein Gedicht geschrieben hatte, nach Kyushu flog, um im Dazaifu Tenmangu-Schrein an seiner Seite zu sein. Dieser ehrwürdige alte Baum, Tobiume („fliegende Pflaume“), steht noch heute dort und wacht über das Grab des Dichters.

Das Gedicht von Michizane über diesen Baum lautet wie folgt: „Wann immer der Ostwind weht, erinnern meine lieben Pflaumenblüten an den Frühling, auch wenn dein Meister nicht mehr da sein wird.“

Symbol des Winters und Vorbote des Frühlings

Im 10. Jahrhundert, während der Heian-Periode, war der Pflaumenbaum (Ume) sehr beliebt und wurde in der Nähe von Tempeln und Schreinen, sowie in Parks und Gärten gepflanzt. Der oft nach Nordosten ausgerichtete Baum sollte das Böse abwehren, das traditionell aus dieser Richtung kommen soll.

Hasedera: Pflaumen recht und Kirschblüten links
Hasedera: Pflaumen recht und Kirschblüten links (Foto: Peter Oxley, JT)

Abgesehen von ihrer Schönheit und ihrem exquisiten Duft hatte die Pflaume auch eine besondere spirituelle Bedeutung. Sie blühte im Januar und Februar, den kältesten Monaten des Jahres, und war ein Symbol für Hoffnung und Ausdauer sowie für Stärke und Widerstandskraft. Der Pflaumenbaum galt als Symbol des Winters und als Vorbote des Frühlings. Für die Aristokratie stand er für Raffinesse, Reinheit und Adel.

Holzbauwerk aus der Kamakura-Periode

Das Hauptheiligtum des Egara Tenjin-sha Schreins ist das einzige erhaltene Holzbauwerk aus der Kamakura-Periode in der gleichnamigen Stadt. Es heißt, dass die rote Pflaume vor dem Gebäude unter den Hunderten, die dort gepflanzt wurden, die erste ist, die in der unmittelbaren Umgebung blüht. Das Gleiche gilt für den bereits erwähnten 1.000 Jahre alten Pflaumenbaum in Kyushu.

Auf der linken Seite des Schreins steht eine weiß blühende Pflaume, und auf der Ostseite des Geländes steht ein jahrhundertealter Ginkgobaum, der als Symbol von Kamakura gilt und mit Gebeten geschmückt ist. Dieser heilige Baum ist etwa 900 Jahre alt und wurde von der Stadt Kamakura als Naturdenkmal ausgewiesen. Er hat einen beeindruckenden Umfang von 6,5 Metern.

Michizane mit Pflaumenblüten
Michizane mit Pflaumenblüten (Foto: Peter Oxley, JT)

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Fude-kuyoo-Denkmal, das wie ein umgedrehter Kalligrafiepinsel aussieht und in den 1970er Jahren zu Ehren von Kon Shimizu, einem bekannten Manga-Zeichner, aufgestellt wurde.

Der Egara Tenjin-sha Schrein befindet sich 25 Minuten zu Fuß vom Bahnhof Kamakura entfernt. Man kann auch ca. 8 Minuten mit dem lokalen Bus fahren, welcher am Ostausgang abfährt, und dann bei der Haltestelle Tenjin-mae aussteigen. Und wenn man schon dort ist, kann man sich auch diese 10 kostenlosen Highlights in Kamakura ansehen.

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