Japan hat neben ganz gewöhnlichen Feiertagen auch viele außergewöhnliche Anlässe, von denen sich hier die 10 skurrilsten Feiertage in Japan finden.
Japan hat viele Feiertage, die eng mit der interessanten Kultur des Landes verbunden sind. Dazu gehören nationale Feiertage wie der Kindertag (jap.: こどもの日, Kodomo no Hi) am 5. Mai, bei dem im ganzen Land koinobori, karpfenförmige Windhosen, aufgehängt werden, und andere besondere Tage wie der religiöse Puppentag (jap.: 雛祭り, Hinamatsuri). Neben diesen gibt es aber auch viele skurrile Feiertage in Japan, an denen aus verschiedensten Gründen sehr alltägliche Sachen gefeiert werden.
Diese eigentümlichen Feiertage sind in Japan weit verbreitet und spiegeln dabei die verspielte Seite des Landes wider. Sie werden auch kinenbi (Jap.: 記念日) genannt, was sowohl Feiertag, als auch Jubiläum oder Gedenktag bedeuten kann. Die meisten von ihnen sind ein Produkt von goroawase (jap.: 語呂合わせ), einer Form von Wortspielen in der japanischen Sprache. Die meisten Wortspiele gehen auf die Lesung der Kanji für Zahlen ein. Je nach Kontext kann das jeweilige Kanji für eine Zahl unterschiedlich gelesen werden. Aus diesen verschiedenen Lesarten machen Japaner oft Wortspiele, die den Ursprung des Feiertages darstellen können.
Nachfolgend werden 10 dieser skurrilen Feiertage in Japan vorgestellt.
5. Januar: Ichigo no Hi
Das Jahr fängt süß an: Am 5. Januar wird der Erdbeertag (jap.: いちごの日, Ichigo no Hi) gefeiert. Das japanische Wort für Erdbeere ist ichigo. Einzeln kann das Wort ichi auch als „eins“ und das Wort go auch als „fünf“ gelesen werden, weshalb man den Erdbeertag am 5. Januar feiert.
Die beste Zeit, um japanische Erdbeeren zu genießen, ist je nach Anbauregion von Ende März bis Juni, da zu dieser Zeit die besten klimatischen Bedingungen herrschen, um die reifen Früchte von den Feldern zu ernten. Von Dezember bis April werden Erdbeeren in Gewächshäusern gezüchtet, weshalb man auch im Winter japanische Erdbeeren genießen kann. An diesem Tag werden speziell für den ichigo no hi verschiedenste Erdbeerprodukte, die von frischen Früchten, über Torten und Kuchen bis hin zu Süßigkeiten reichen, verkauft.
22. Februar: Neko no Hi
In Japan sind Katzen nicht nur beliebte Haustiere, die süßen Tiere haben sogar ihren eigenen Feiertag. Das Wort Katze auf Japanisch heißt neko (jap.: 猫). Die Zahl 2 wird als ni gelesen. Soweit haben die Worte nicht viel miteinander zu tun, aber manchmal wird zwei auch als nya (jap.: ニャー) gelesen. Diesen Ausdruck benutzen Kinder oft, um eine Katze nachzumachen. Es bedeutet soviel wie „Miau“. Nya nya nya, dreimal die zwei, da bietet sich der 22. Feburar als Katzentag natürlich bestens an.
Katzen sind übrigens nicht nur als Haustiere in Japan beliebt. In der japanischen Folklore haben Katzen Schutzkräfte und symbolisieren Glück. Einer Legende nach wurde ein Feudalherrn mit einer „Komm her“-Geste einer streunenden Katze angelockt, die ihn vor einem Blitzschlag bewahrte. Seither gelten sie als Glücksbringer. Heute gibt es in Japan viele „Manekineko“-Statuen (jap.: 招き猫, winkende Katze), die Glück bringen oder Kunden anziehen sollen. Ihnen gewidmet ist auch der Gotokuji Tempel in Tokyo. Aufgrund der kawaii-Kultur in Japan dienen Katzen auch oft als Maskottchen oder Werbefigur, wie beispielsweise Hello Kitty.
27. Februar: Pokémon Tag
Vom Datum und Ursprung her ist der Pokémon Tag (jap.: ポケモンの日, pokémon no hi oder ポケモンデー, pokémon day) weniger skurril als andere Feiertage, dafür aber nicht weniger niedlich. Am 27. Februar 1996 wurde die ursprüngliche japanische Version von Pokémon Rot und Blau veröffentlicht. Seither ist das Pokémon-Imperium gewachsen und erfreut sich internationaler Beliebtheit. Der Pokémon Tag wird weltweit gefeiert und es gibt spezielle Events, die den Tag zelebrieren.
Das ursprüngliche Spiel Pokémon hat sich in verschiedene Richtungen weiterentwickelt und neben dem Nintendo- sowie Kartenspiel gibt es eine Fernsehserie, mehrere Filme und unzählige Charakter-Merchandise-Produkte. Auf der offiziellen Webseite wird über Neuerscheinung, Produkte und auch die speziellen Events zum Pokémon Day informiert. Wer als Pokémon-Fan nach Japan reist, sollte auch das Pokémon Center Shibuya oder das Pokémon Café Nihonbashi in Tokyo besuchen.
9. März: Arigato no Hi
Das Wort arigato (jap.: ありがとう) bedeutet Danke. Der 9. März ist also ein Tag, an dem man seine Dankbarkeit zeigen sollte. Wieso aber der 9. März? In Japan gibt es drei Schriftarten, eine davon ist katakana, die benutzt wird, um Wörter aus dem Ausland zu schreiben. Das englische „Thank You“ wird in Japanisch mit sankyu (jap.: サンキュー) umschrieben. Einzeln liest man die Bestandteile des Wörter san und kyu, was gleichzeitig die Lesung der Zahlen 3 und 9 ist.
Neben den beiden oben genannten Arten, Danke auf Japanisch zu sagen, gibt es noch weitere. Arigato (jap.: ありがとう) ist ein einfaches „Danke“. Möchte man „Vielen Dank“ sagen, kann man das Wort domo vor das arigato setzen (jap.: どうもありがとう, domo arigato). Im Japanischen gibt es zudem mehrere Höflichkeitsformen. Wer höflich „Danke“ sagen möchten, kann arigato gozaimasu (jap.: ありがとうございます) verwenden. Wenn man sich für Sachen in der Vergangenheit bedanken möchten, benutzt man arigato gozaimashita (jap.: ありがとうございました). Egal welche Art man benutzt, an diesem Tag hat man die Möglichkeit, sich bei einem lieben Menschen zu bedanken.
10. Juli: Natto no Hi
Natto (jap.: 納豆) sind fermentierte Sojabohnen und eine beliebte japanische Speise. Die Wahl des Datums für den Natto no Hi kommt ebenfalls von der Wortzusammensetzung. Der Wortteil na kommt von nana, einer Leseart für das japanische Wort „sieben“ und das to kommt vom Wort „zehn“, weshalb man diesen skurrilen Feiertag am 10. Juli feiert.
Fermentierte Produkte und vor allem Natto sollen sehr gesund sein, weshalb sie auch als „Superfood“ gelten. Natto haben jedoch einen sehr starken Geruch, einen intensiven Geschmack und eine klebrige Textur, weshalb sie entweder geliebt oder gehasst werden. Dennoch sind sie wichtiger Bestandteil der japanischen Küche und werden gerne mit Senf, Frühlingszwiebeln und Reis zum Frühstück gegessen. In Japan ist Natto besonders in den nordöstlichen Regionen Kanto, Tohoku und Hokkaido beliebt. Besonders die Gegend um Mito in der Präfektur Ibaraki ist bekannt für Natto.
25. September: 10-Yen-Curry-Tag
Dieser skurrile Feiertag geht auf die Geschichte des Restaurants Hibiya Matsumotoro (jap.: 日比谷松本楼) zurück. Das Restaurant befindet sich im Hibiya Park in Tokyo und wurde 1903 eröffnet. Seither kann man dort traditionell japanisches Curry genießen. Es war bei Japaner*innen wie auch ausländischen Gästen gleichermaßen beliebt. Im Jahr 1971 wurde das Restaurant jedoch durch Brandstiftung zerstört. Mithilfe der großen Fangemeinde wurde es nur zwei Jahre später wiedereröffnet. Als Dankeschön wurde zur Wiedereröffnung am 25.09.1973 der 10-Yen-Curry-Tag gefeiert. Kunden konnten an diesem Tag Curry für ¥10 (weniger als 10 Cent) bekommen.
Seither wird diese Tradition beibehalten. Jährlich am 25. September wird der Tag im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung zelebriert und der Erlös geht an Unicef. Das Event beginnt um 11 Uhr und das Curry ist für die ersten 1.500 Kunden zum reduzierten Preis erhältlich. Das Restaurants Matsumotoro befindet sich im Hibiya Park im Stadtteil Chiyoda unweit des Kaiserpalasts und des Bahnhofs Tokyo.
2. Oktober: Tofu no Hi
Tofu gilt als wesentlicher Bestandteil der Ernährung in einer Vielzahl unterschiedlicher Kulturen, insbesondere in der ostasiatischen und japanischen Küche. Tofu (jap.: 豆腐) wird aus Soja hergestellt und zu festen weißen Blöcken gepresst. Einzeln liest man die Bestandteile der Wörter to und fu, was den Lesungen der Zahlen 10 und 2 entspricht. Aus diesem Grund ist der 2. Oktober der Tofu-Tag in Japan.
Tofu ist schon lange ein fester Bestandteil der ostasiatischen Küche, gewann jedoch als Fleischersatz in der westlichen Küche in den 1960er Jahren an Beliebtheit. Nicht nur für diejenigen, die einen vegetarischen oder veganen Lebensstil führen möchten, sondern auch generell, ist Tofu eine gesunde Alternative geworden. Besonders beliebt ist Tofu, da er als kalorienarm gilt, aber relativ viel Protein und einen hohen Eisengehalt enthält. Es gibt viele verschiedene Tofu-Sorten und Texturkategorien.
Tofu kann auf vielfältige Weise zubereitet werden, und in Japan hat jede Provinz ihre eigene Art, Tofu individuell zuzubereiten. Auch die buddhistische Küche arbeitet viel mit Tofu und man kann traditionelle Gerichte zum Beispiel auf Koyasan in der Präfektur Wakayama probieren.
13. Oktober: Satsumaimo no Hi
Der Satsumaimo no Hi (jap.: サツマイモの日) ist der Tag der Süßkartoffel in Japan. Der Ursprung dieses skurrilen Feiertages ist etwas schwieriger zu erklären. Im Jahr 1984 wurde in der Stadt Kawagoe in der Präfektur Saitama die „Kawagoe Friends of Sweetpotato“-Initiative gegründet. Diese machte es sich zur Aufgabe, das Image der Süßkartoffel zu verbessern. Zu diesem Zweck wurde der Satz „kuri yori umai jyusanri“ (jap.: 栗よりうまい十三里) als eine Art Slogan benutzt.
Das Wort kuri (栗) bedeutet Kastanie. Yori (より) bedeutet soviel wie „als“ oder „wie“ und das wort umai (うまい) steht für lecker oder köstlich. Jyusanri ist auf der einen Seite ein Pseudonym für Süßkartoffel, auf der anderen Seite kann es aber auch als jyusanri (十三里) verstanden werden. Jyu (十) ist eine Lesart der Zahl 10, san (三) eine Lesart der Zahl 3 und zusammen können sie auch als die Zahl 13 gelesen werden. Ri (里) ist eine japanische Längeneinheit. 1 ri entspricht ungefähr 3.927 Metern. Somit sind 13 ri ungefähr 52 Kilometer, was der Strecke zwischen Kawagoe und Zentral-Tokyo entspricht. Der Satz bedeutet also soviel wie „Genauso lecker wie eine Kastanie und 52 Kilometer von Tokyo entfernt“ und spielt damit auf die Süßkartoffel aus Kawagoe an.
Nun zur Datumswahl: Kuri kann auch als 9 ri(九里) und yori als 4 ri (四里) gelesen werden. Rechnet man 9+4 erhält man 13. Auch in jyusanri (十三里) steckt die Zahl 13. Der Oktober ist die Saison der Süßkartoffel, weshalb die „Kawagoe Friends of Sweetpotato“-Initiative den 13.10. zum Tag der Süßkartoffel in Japan machte.
Eine komplizierte Erklärung für einen der Feiertage in Japan, bei dem die Süßkartoffel gefeiert wird – so oder so ist sie aber sehr lecker!
1. November: Inu no Hi
Um fair zu bleiben, gibt es neben dem Katzentag auch den Hundetag (jap.: 犬の日). Er wurde angeblich von der Tierfutterindustrie ins Leben gerufen, in der Hoffnung, den Verkauf von Hundefutter anzukurbeln. Genau wie beim Katzentag auch, geht der Ursprung des Tages auf den Laut der Tiere zurück. Zu Deutsch ist der allbekannte Laut, den Hunde von sich geben „Wau“. In Japan wird dieser Laut mit wan (jap.: ワン) umschrieben. ワンワンワン, also wan wan wan, klingt wie dreimal die englische Zahl „one“ für eins, weshalb der Hundetag in Japan am 1.11. gefeiert wird.
In Japan gibt es übrigens sechs nihonken (jap.: 日本犬 ), japanische Hunderassen. Die bekanntesten unter ihnen sind der Shiba-Inu und der Akita-Inu, der auch als Hachiko bekannt ist. Den Namen verdankt die Hunderasse Japans wohl bekanntestem Hund Hachiko (jap.: ハチ公). Hachiko war ein japanischer Akita-Inu, der für seine Loyalität zu seinem Besitzer, dem Professor Hidesaburo Ueno, bekannt war. Die beiden lebten in Shibuya und Hachiko wartete jeden Tag am Bahnhof auf die Rückkehr seines Herrchens, selbst Jahre nach seinem Tod. Heute erinnern Filme, Bücher und die berühmte Hachiko Statue am Bahnhof in Shibuya an die bemerkenswerte Loyalität des Hundes.
Neben dem inu no hi (犬の日) gibt es einen weiteren inu no hi (戌の日). Dieser Tag basiert auf dem traditionellen japanischen Tierkreis-Kalender. Er ist ähnlich der Sternzeichen, die wir in Deutschland kennen und weist in einem 12-Jahres-Zyklus jeweils ein Tier einem Jahr zu. Dieser Zyklus kann runtergebrochen werden und in einem 12-Tage-Zyklus werden die Tiere verschiedenen Tagen zugeordnet. Unter den Tieren gibt es auch den Hund, welchem nachgesagt wird, besonders einfache und reibungslose Schwangerschaften zu haben. Aus diesem Grund gehen Frauen im fünften Monat ihrer Schwangerschaft am inu no hi (戌の日) zum Tempel oder Schrein und beten für eine gute Schwangerschaft. Es gibt mindestens zwei, manchmal sogar drei inu no hi (戌の日) pro Monat.
11. November: Pocky no Hi
Der Pocky-Tag (Jap.: ポッキーの日) oder auch Pocky und Pretz Tag (jap.: ポッキー&プリッツの日, pocki to pretz no hi) ist eine Marketingstrategie des japanischen Lebensmittelkonzerns Glico und findet seit 1999 jedes Jahr am 11. November stattfindet. Der Tag feiert die Glico Produkte Pocky und Pretz, welche lange und dünne Keckssticks sind, die, wenn man vier von ihnen nebeneinander legt, als 11.11 gelesen werden können. Pocky und Pretz gibt es in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen und sie sind in Japan sehr beliebt. Das Wort „Pocky“ kommt von der japanischen Lautmalerei des Geräusches, das der Keks macht, wenn er zerbrochen wird. In Deutschland sind die Produkte als „Mikado“ bekannt.
Pocky wurde erstmal 1966 auf den Markt gebracht. Glico vermarktete die Sticks damals als „das weltweit erste stabförmige Schokoladenkonfekt“. Der Ursprung des Pocky Day geht auf eine Rivalität mit dem koreanischen Lebensmittelunternehmen Lotte zurück. Lotte hat die Idee des in Schokolade getauchten Sticks von Glico übernommen und ein eigenes, sehr ähnliches Produkt names Pepero hergestellt. Dieses kam sehr gut an und es begann der Trend, dass Schülerinnen in Korea am 11. November Pepero-Sticks austauschen, in der Hoffnung, so groß und dünn zu werden wie die Süßigkeit. Daraufhin rief Lotte den „Pepero Day“ in Lebens.
Der Erfinder der ursprünglichen Süßigkeit Glico war über den Erfolg und die Gewinne seines Konkurrenten natürlich nicht erfreut und begann daher, den 11. November als „Pocky Day“ zu bewerben. Zu diesem Zweck wurden Werbespots erstellt und Events veranstaltet. Glico beauftragte sogar das Popstar-Trio Sharehappi einen Tanz speziell für diese Werbekampagne zu kreieren. Die Werbung und der „Pocky Dance“ gingen viral und heute kennen sogar Grundschüler jede Bewegung des Tanzes auswendig. Durch diese und weitere Kampagnen und sogar einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde wurde Pocky landesweit berühmt und der 11. November zum Pocky no Hi und damit zu einem der seltsamsten Feiertage in Japan.
Extra: Emergency Day
Auch wenn die Liste der 10 skurrilen Feiertage in Japan nun voll wäre, soll ein Feiertag noch erwähnt sein. Japan ist ein Land, welches sehr stolz auf sein Sicherheits- und Gesundheitssystem ist. Um die Bevölkerung daran zu erinnern, besonders vorsichtig und dankbar dafür zu sein, gibt es gleich zwei Feiertage zu diesem Thema.
Am 10. Januar feiert man den „Emergency Day“ (jap.: ひゃくとうばんの日, hyakutoban no hi), der an die Notrufnummer 110 erinnert. Ein weiterer „Emergency Day“ ist der 09. September, der kyukyu no hi (jap.: 救急の日). Kyukyu (救急) ist das japanische Wort für Notfall und kyu eine Lesung der Zahl 9, weshalb am 9.09. ebenfalls Dankbarkeit für das Sicherheits- und Gesundheitssystem gezeigt werden sollte.
Wer an weiteren solcher Skurrilitäten interessiert ist, findet hier 10 bizarre Feste in Japan, die mindestens genauso ungewöhnlich sind, wie diese Feiertage in Japan.