Streetfood ist in Japan sehr beliebt und bietet viele Möglichkeiten, kleine Leckerbissen der japanischen Küche zu genießen – schnell, günstig und „to go“.
Japan ist ein Land, das viele berühmte und köstliche Speisen anbietet. Diese kann man nicht nur in Restaurants oder Izakaya zu sich nehmen, sondern auch bei kleinen Essensstände auf der Straße finden. Sie heißen yatai (jap.: 屋台) und die Speisen werden direkt vor den Augen der Gäste frisch zubereitet. Yatai gehören meist zu einem größeren Laden oder Restaurant und so können auf diese Weise auch „gewöhnliche“ Speisen als Streetfood verkauft werden, weshalb sich der Begriff in Japan etwas von Streetfood in anderen Ländern abgrenzt.
Bei Streetfood, gerade bei unbekannten und fremd wirkenden Speisen, schrecken die meisten Leute eher zurück. In Japan sind die Speisen aber nicht nur lecker und günstig, das Probieren ist auch eine wunderbare Weise, in die Kultur des Landes einzutauchen. Nachfolgend wird ausgewähltes landestypisches Streetfood vorgestellt, dass bei einer Japanreise unbedingt probiert werden sollte.
Herzhaftes Streetfood
Takoyaki
Takoyaki (jap.: たこ焼き oder 蛸焼) sind Teigbällchen gefüllt mit Tintenfischstücken und ein beliebtes Streetfood in Japan. Das Wort tako bedeutet Tintenfisch oder Oktopus und yaki kommt vom japanischen Verb yaku (焼く), was „braten“ oder „grillen“ bedeutet. Der kugelförmiger Snack wird aus einem Teig auf Weizenmehlbasis hergestellt und in einer speziellen Pfanne zubereitet.
Die Hauptzutaten sind kleine Stücke Tintenfisch und anderen Zutaten wie Frühlingszwiebeln, eingelegter Ingwer (jap.: 紅生姜, benishoga) und übrig gebliebener und gebratener Tempura-Teig (jap.: 天かす, tenkasu). Serviert wird die herzhafte Speise mit einer Takoyaki-Soße sowie Mayonnaise und zusätzlich mit getrocknetem Seetang (jap.: アオノリ, aonori) und getrocknetem bonito (Fisch) (jap.: 鰹節, katsuobushi) bestreut.
Das Gericht wurde 1935 in Osaka kreiert und die Stadt ist seither immer noch berühmt für takoyaki. Man findet dieses Streetfood auf jedem japanischen Festival, an Straßenständen, aber auch in Restaurants oder Geschäften wie Konbini. Es gibt viele verschiedene regionale Takoyaki-Sorten, die andere Zutaten verwenden und dem Gericht dadurch eine große Variation geben.
Yakisoba
Yakisoba (焼きそば) ist ein japanisches Nudelgericht, bei dem die Zutaten unter Rühren angebraten werden. Normalerweise werden Soba aus Buchweizen hergestellt, für yakisoba werden jedoch chuka soba (jap.: 中華そば, chinesische Nudeln), welche aus Weizenmehl hergestellt werden, verwendet.
Yakisoba werden üblicherweise mit einer speziellen Soße, Chinakohl und Zwiebeln zubereitet. Garniert wird das ganze mit eingelegtem Ingwer und getrocknetem Seetang. Neben der „Grundvariante“ können die Nudeln mit verschiedensten Zutaten wie weiterem Gemüse, Fleisch oder Meeresfrüchten erweitert werden.
Neben takoyaki ist yakisoba eines der beliebtesten Streetfood-Gerichte auf Festivals. Seine Wurzeln hat das Gericht in den chinesischen Chow-Mein-Nudeln, die gebraten und hauptsächlich mit Salz oder Sojasauce gewürzt werden. Zunächst wurden yakisoba auch so in Japan zubereitet, doch nach dem Zweiten Weltkrieg waren Lebensmittel knapp und Weizenmehl für die Produktion der Nudeln teuer. Aus diesem Grund wurde der Chinakohl zum Gericht hinzugefügt und eine spezielle Soße kreiert und so entstanden die heutigen yakisoba.
Kushimono
Kushimono (jap.: 串物) ist ein Sammelbegriff, der Lebensmittel am Spieß meint. Diese sind eher klein und die Spieße sind traditionell aus Bambus oder Holz. Häufig findet man auch den Begriff kushiyaki (jap.: 串焼き), welcher aufgespießte und gegrillte Lebensmittel umfasst.
Besonders beliebt bei den herzhaften kushimono sind ikayaki (gegrillter Tintenfisch), yakitori (gegrilltes Hühnchen), shioyaki (gegrillter und gesalzener Fisch) und yaki tomorokoshi (gegrillter Maiskolben). Wahrend ikayaki beispielsweise am Stück serviert wird, ist yakitori in mundgerechten Stücken aufgespießt.
Ein weiteres Streetfood, das besonders im Sommer und bei Kindern bleibt ist, heißt kyuri no tsukemono (jap.: きゅうりの漬物). Kyuri heißt „Gurke“ und tsukemono bedeutet so viel wie „eingelegt“. Diese Art von Gurken findet man im Sommer häufig aufgespießt, manchmal mit Miso-Paste bestrichen, an Essensständen.
Yakiimo
Das japanische Wort für Kartoffel ist imo (jap.: 芋). Yakiimo (jap.: 焼き芋) sind demnach gebackene Kartoffeln. Besonders beliebt sind satsumaimo (jap.: サツマイモ, eine Art japanische Süßkartoffel), die über Holzfeuer gebacken werden. Sie sind ein verbreitetes Streetfood und vor allem in den kalten Monaten werden sie gerne gegessen.
Besonders im Herbst sieht man viele kleine Wagen am Straßenrand stehen, die das beliebte Streetfood verkaufen. Die Kartoffeln werden dort in einer Art Ofen gebacken und man kann die dampfende yakiimo direkt genießen. Man findet sie aber auch in Supermärkten oder Konbini.
Süßes Streetfood
Festival-Süßigkeiten
Auf japanischen Festivals, Schrein- oder Tempelfesten finden man an den yatai eine breite Auswahl an Speisen und Getränken. Da darf für die Naschkatzen natürlich etwas Süßes nicht fehlen. Zu den beliebtesten süßen Snacks zählen hier Schokobananen (jap.: チョコバナナ, Chokobanana) und kandierte Früchte. Man findet vor allem Äpfel, Weintrauben und Aprikosen. Das japanische Wort für „Süßigkeit“ heißt ame (jap.: 飴) und wird oft an den Namen der jeweiligen Frucht rangehängt. So ist ein ringoame (jap.: りんご飴) beispielsweise ein kandierter Apfel.
Ein weiterer beliebter süßer Snack ist wataame (jap.: 綿飴), manchmal auch watagashi genannt. Wata bedeutet „Watte“ und ame „Süßigkeit“, es handelt sich bei diesem Streetfood um Zuckerwatte. Man findet sie an Ständen und auf Festivals in ganz Japan. Egal ob frisch vor den Augen um den Stock gesponnen oder fertig und mit allerlei essbarer Dekoration in Päckchen, die japanische Zuckerwatte ist nicht nur bei Kindern ein beliebtes Streetfood.
Crepe
Ursprünglich ein französisches Dessert, wurden Crepes von der japanischen Küche übernommen und an den japanischen Geschmack angepasst. Für den Teig werden wie beim französischen Original Mehl, Eier, Milch und Zucker verwendet. Die Füllung reicht jedoch von süß, mit Früchten gefüllt, bis hin zu herzhaft. Ist ein Crepe fertig belegt, wird er ähnlich wie eine Eistüte zusammengerollt und kann verzehrt werden.
In Japan ist es üblich, in Restaurants oder auch an Essensständen Nachbildungen der Lebensmittel zur Schau zu stellen. Im Falle der japanischen Crepes passiert dies oft in unaufgerollter Form, sodass Gäste die Füllung sehen können. In Japan wurden die ersten Crepes dieser Art in Tokyos lebhaftem Viertel Harajuku verkauft und sind seitdem zu einem beliebten Streetfood geworden.
Kakigori
Kakigori (jap.: かき氷) ist ein japanisches Eisdessert. Hauptbestandteil ist „shaved“ Eis, das mit Sirup und einem Süßungsmittel (üblicherweise Kondensmilch) übergossen wird. Bei der Herstellung wird ein Block Wassereis zermahlen und das „rasierte“ Eis wird in einem Becher zu einem kleinen Türmchen geformt. Darüber wird der Sirup und das Süßungsmittel gegossen. Der Sirup ist ausschlaggebend für den Geschmack. Die Geschmacksrichtungen reichen von Erdbeere, über Melone bis hin zu grünem Tee oder süßer Pflaume.
Eine besondere Art kakigori ist ujikintoki (jap.: 宇治金時), welche mit Grüntee-Sirup aromatisiert und mit süßer Azuki-Bohnenpaste, Mochi und Grüntee-Eis serviert wird. Das Gericht hat seinen Ursprung in der Stadt Uji in der Präfektur Kyoto, die für grünen Tee und Sakata Kintoki, auch bekannt als Kintaro der japanischen Folklore, berühmt ist.
Kakigori ist besonders im Sommer ein erfrischendes Streetfood. Die Kakigori-Stände sind durch ein Banner, der ein rotes 氷 (jap.: kori, zu Deutsch „Eis“) auf weißem Hintergrund mit einer blauen Welle zeigt. Kakigori, das von einer in Yukata gekleideten Person unter einem Feuerwerkshimmel bei einem Festival gegessen wird, ist ein klassisches Bild des Sommers in Japan.
Beliebte Snacks für Zwischendurch
Dango
Dango (jap.:) sind kleine Reisknödel und zählen zu den wagashi (jap.: 和菓子), traditionell japanischen Süßigkeiten. Die aus Reismehl, Uruchi-Reismehl und Klebereismehl hergestellten Kugeln werden meist aufgespießt (串団子, kushi-dango) und es gibt sie in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Zu den gängigsten Streetfood-Varianten gehören yaki dango (jap.: 焼き団子, gebratene dango), mitarashi dango (sind mit einer süßen Sojasauce überzogen) und das sanshoku dango (jap.: 三色団子), welches drei Farben hat. Eine Variante dieses dango heißt hanami dango. Es hat die Farben rosa, grün und weiß und wird traditionell während der Sakura-Saison zu den Hanami-Festen verkauft.
Dango findet man auch oft in Cafés oder Teehäusern, wo man Variationen der beliebten japanischen Süßigkeit mit einer Tasse grünem Tee serviert bekommt.
Goheimochi
Wer in Japan unterwegs ist, wird um Mochi nicht herumkommen. Der japanische Reiskuchen aus Mochigome (kurzkörniger Klebereis), welcher zu Paste zerstoßen und in die gewünschte Form gebracht wird, ist überall in Japan zu finden. Eine beliebte Streetfood Variante ist goheimochi (jap.: 五平餅).
Goheimochi ist eine Spezialität der Region Chubu. Bei der Herstellung wird anstatt von Mochigome gewöhnlicher Rundkornreis verwendet, was die Reiskuchen grobkörniger macht. Der Reis wird in einer ovalen oder rechteckigen Form flach um einen Holzstreifen geformt, dann mit einer herzhaft-süßen Miso-Soße bestrichen und gegrillt. In der Edo Zeit (1603-1868) war goheimochi eine herzhafte Mahlzeit für Bergarbeiter und wurde zudem oft als Opfergabe für die Götter verwendet.
Taiyaki
Taiyaki (jap.: 鯛焼き) ist eine Art japanischer Kuchen in Fischform. Den Namen erhält es durch seine Form, die einem tai (jap.: 鯛, Goldbrasse) nachempfunden ist. Der Teig ähnelt einem Pfannkuchenteig und dieser wird in spezielle Formen gefüllt, angebraten und befüllt. Dieses Gericht wird oft auf Festivals oder an Straßenständen verkauft und ist ein beliebtes Streetfood in Japan.
Die häufigste Füllung ist rote Bohnenpaste, die aus gesüßten Azukibohnen hergestellt wird. Andere übliche Füllungen können Vanillepudding, Schokolade, Käse oder auch Süßkartoffeln sein. Obwohl es eine breite Auswahl an Füllungen gibt, ist die Form der taiyaki meistens gleich. Wer eine besondere Form des taiyaki probieren will, sollte den Stadtteil Yanaka in Tokyo besuchen. Dieses alte Viertel ist bekannt für seine urige Atmosphäre sowie seine Liebe zu Katzen. Dort befindet sich ein Geschäft, dass die taiyaki in manekineko-Form verkauft und dadurch bekannt geworden ist.
Korokke
Korokke (jap.:: コロッケ) ist eine Art japanische Krokette. Die Hauptzutaten sind gekochtes, gehacktes Fleisch, Meeresfrüchte oder Gemüse, welche zusammen mit Kartoffelpüree zu einer flachen Pastete geformt werden. Anschließend wird sie in Weizenmehl, Ei und Semmelbröseln (japanischer Art) gerollt und dann frittiert.
Nach dem Beispiel der französischen Krokette wurde die korokke 1887 in Japan eingeführt. Heute findet man sie in fast jedem Supermarkt und Konbini (convenience stores), sowie auf Märkten, kleinen Straßenständen und Festivals. Es gibt sie außerdem in vielen verschiedenen Variationen, mal mit Fleisch, mal vegetarisch oder auch als korokke pan zwischen zwei Brothälften.
Senbei
Senbei (jap.: 煎餅) sind japanische Reiscracker. Es gibt sie in verschiedenen Formen, Größen und Geschmacksrichtungen. Senbei werden aus Reismehl hergestellt und normalerweise gebacken oder gegrillt. Bei letzterem geschieht dies traditionell über Holzkohle. Während der Zubereitung werden sie mit einer würzigen Soße bestrichen, die oft aus Sojasoße und Mirin besteht. Es gibt neben der klassischen shoyu (Sojasauce) Variante auch Geschmacksrichtungen wie nori (getrocknete Algen), Sesam oder süße Varianten mit Zucker.
Senbei werden oft mit grünem Tee gegessen und Gästen bei Besuch angeboten. Man findet die Reiscracker aber auch oft an Straßenständen bei Festivals oder als Souvenirs in kleinen Spezialgeschäften. Diese haben meist einen kleinen Stand, wo man frisch gemachte Senbei als Streetfood kaufen kann.
Streetfood in Japan ist auf jedem Festival, Schrein- oder Tempelfest zu finden. Zu besonderen Anlässen oder Festen wie dem Fuji Shibazakura Festival wird es zudem an den yatai verkauft. Beliebte Orte, an denen das japanische Streetfood das ganze Jahr genossen werden kann, sind beispielsweise der Stadtteil Nakasu in Fukuoka, Dotonbori in Osaka, der Nishiki Markt in Kyoto oder Ameyoko in Tokyo.
Ein kleiner Hinweis am Ende: In Japan ist es generell nicht gerne gesehen, zu gehen und gleichzeitig zu Essen. Das japanische Wort hierfür lautet arukigui (jap.: 歩き食い, laufen und essen). An den yatai befinden sich oft Schilder, die darauf hinweisen, dass man die Speisen direkt vor dem Stand verzehren soll. Einige haben sogar einen kleinen Essbereich mit Stühlen, wo man die erworbenen Speisen verzehren kann.