Japan ist für viele Europäer ein exotisches Land und der Inbegriff von Megastädten und Expresszügen. Aber wie ist es, Japan mit dem Auto zu entdecken?
Da die ersten Reisetipps, die interessierte Japanbesucher lesen, fast ausschließlich die berühmte Flatrate für das ausgezeichnete japanische Eisenbahnnetz bewerben, kommt kaum jemand auf die Idee, das Reisen ebenso abseits der Schiene auf eigene Faust zu probieren. Wohl meist auch, weil dort für viele Reisende das Ungewisse wartet: Verkehr, fremde Straßen, die Frage nach der Versorgung mit Alltäglichem und dazu auch noch die allgegenwärtigen Sprachbarriere. Schnell entstehen Vorurteile, die dieser Artikel ausräumen möchte, vor allem weil Japans Infrastruktur sich klar positiv von der westlicher Länder abhebt und somit viele Situationen, die im Westen unpraktisch oder kompliziert sind, auf einfachste und praktische Weise löst.
Viele Vorteile, mit dem Camper unterwegs zu sein, liegen klar auf der Hand: Einerseits reist man immer im eigenen Tempo, ist nicht an Zugfahrpläne oder Streckennetz gebunden, andererseits erschließt sich dem Reisenden eine völlig neue Seite Japans, da man in der Lage ist die wirklichen Geheimtipps weit abseits der mit der Bahn touristisch erschlossenen Gebiete zu entdecken.
Die Teeplantagen hoch in den Bergen von Fukui erschließen sich einem genauso, wie die Straßen an der einsame Westküste von Izu in Shizuoka, mit ihrem Blick auf den Fuji, oder die Urwaldschluchten im Hinterland von Shikoku, die den ein oder anderen mystischen Schrein am Ende einer einsamen Straße verstecken.
1. Abfahrt und Miete von Camper/ Auto
Nachdem man die Formalitäten zur Miete eines Fahrzeugs erledigt hat, steht man schließlich mit dem ersten Ziel im Navi an der Straße. Hier stellen sich schon die ersten Fragen.
In Japan wird, wie im Vereinigten Königreich, links gefahren. Am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, braucht es nur eine kurze Zeit, um auch im Kopf den Wechsel auf die andere Straßenseite zu vollziehen. Japanische Verkehrsschilder folgen internationalen Standards und stellen, mit der wichtigen Ausnahme des Stoppschildes, kein Verständnisproblem dar. Das Stoppschild sei hier ob seiner Wichtigkeit erwähnt; in Japan ein auf der Spitze stehendes rotes Dreieck, mit dem Kanji für Stopp (止) und es ist dank seiner Häufigkeit schnell gelernt. Auf Orts-, Richtungsschildern wird unter den japanischen Kanji stets der Name in Romaji (lateinischen Buchstaben) ausgeschrieben.
Eine Besonderheit der Navigation in Japan ist, dass Ziele hier Mangels der Straßennamen in über die Eingabe der Telefonnummer ausgewählt werden. Die Nutzer von Google Maps können jedoch auf die gewohnte Weise nach Zielnamen suchen. Ein kleiner Tipp aus vielen tausend Kilometern Erfahrung: die Navigation möchte in Japan gern mal eine Abkürzung durch ein Wohnviertel fahren, auch wenn es sinnvoller ist, der Hauptstraße bis zur nächsten Ampel zu folgen. Die Gassen werden in diesen Vierteln extrem schmal. Es empfiehlt sich deshalb, immer zweimal auf die Karte zu gucken und die Hauptstraße zu wählen, wenn es an ungewöhnlichen Orten heißt „Bitte Abbiegen!“.
2. Auf der Straße mit dem Camper/ Auto
Fahren in Japan ist angenehm. Man ordnet sich in den fließenden Verkehr ein und merkt schnell, die Japaner verhalten sich im Straßenverkehr in der Regel genauso wie im Alltag: zurückhaltend, höflich und zuvorkommend. Es wird nicht gehupt (das gilt als unhöflich) oder gerast. Geschwindigkeitsbegrenzungen sind für europäische Verhältnisse niedrig (oft 30 km/h innerorts, 60 km/h außerorts), man merkt aber schnell, dass die engen Straßen und kurvigen Überlandstrecken auch nicht wirklich mehr Tempo erlauben. Ein netter Nebeneffekt ist, dass Blitzer in Japan so gut wie nicht existent sind. Eine Besonderheit im Verkehr, auf die man Rücksicht nehmen muss: Radfahrer und Fußgänger haben IMMER Vorfahrt. Ungewohnt auch, dass Radfahrer einem schon mal auf der eigenen Straßenseite entgegenkommen, also gilt besonders in Städten „Aufgepasst!“.
Auf der Reise hat man die Wahl zwischen gemächlichem Cruisen auf der Landstraße und dem zeitsparenden Reisen auf den mautpflichtigen Autobahnen. Hier sei jedem selbst überlassen, sein Gleichgewicht zu finden; gerade an den dicht besiedelten Küsten Honshus lohnt es sich oft die teuren Autobahnen zu nutzen, um Zeit für schönere Orte zu gewinnen, während sich in den ländlichen Berg- oder Küstenregionen auf den kostenfreien Landstraßen wunderschöne Ausblicke erschließen. Man sollte nur immer ausreichend Bargeld mit sich führen, da selbst in Tokyo längst nicht alle Mautstationen Kreditkartenzahlung annehmen.
3. Versorgung unterwegs
Aaahh Japan, das ist deine Glanzseite! Ein Traum gerade für deutsche Besucher! Es gibt überall saubere, kostenlose, 24 Stunden offene, öffentliche Toiletten. Und man ist wirklich nie weit von einer entfernt, gerade mit dem Auto. Warum das so besonders ist? Sobald man diese Erfahrung gemacht hat und danach andere Länder oder die Heimat bereist, weiß man warum.
Sushi oder einen Kaffee um 4 Uhr Morgens, auf einem Dorf in der tiefsten Provinz Japans? Kein Problem dank der allgegenwärtigen „Convenience Stores“, kleiner Läden die es nicht nur in der Großstadt, sondern in fast jedem Ort gibt und die 24 Stunden, 365 Tage im Jahr geöffnet haben. Hier bekommt man alles, was das Herz begehrt. Neben Essen und Trinken – kalt und warm – auch Dinge des täglichen Bedarfs, bis hin zu Socken und Handtüchern. Ein großer Parkplatz, kostenfreies W-LAN, sowie die obligatorische gepflegte, kostenfrei Toilette und ein Geldautomat gehören zum Standard.
Tanken ist in der Regel auch trotz Sprachbarriere sehr einfach. In Japan sind die Tankstellen meist mit Personal besetzt – eifrige Helfer, die einweisen, betanken, die Scheiben putzen und den Kunden anschließend wieder auf die Straße geleiten. Man muss sich nur die gängigen Begriffe merken: „Mantan“ für voller Tank, „Regura“ für Normalbenzin und „Kredjito Kado“ für Kreditkartenzahlung. Mit „Sign“ bittet der Tankwart um die Unterschrift. „Mado“ ist die Frage nach dem Putzen der Fenster, wenn gewünscht. Tankautomaten stellen eine Herausforderung für sich dar, da sie wie üblich in Japan, kein englischsprachiges Menü bieten, hilfreiches Personal steht einem aber gern zur Seite, sollte es sprachlich mal nicht weitergehen.
Was fehlt noch auf der Reise im Camper? Ein anständiges Bad mit Dusche. Japan ist das Land der Onsen. Damit ist diese Frage eigentlich schon beantwortet. Eine heiße Quelle in der Nähe ist immer schnell gefunden. Die Eintrittspreise betragen in der Regel nur ein paar Euro und die Freiheit, mit dem Auto anzureisen, erweitert den Kreis erreichbarer Onsen um ein Vielfaches.
Zu erwähnen seien noch die allgegenwärtigen Waschsalons, da in Japan aufgrund des oft herrschenden Platzmangels, vor allem in den Städten, die Wäsche in der Regel außer Haus gewaschen wird. Praktisch für den Reisenden: für ein wenig Münzgeld ist man hier komplett versorgt, die Hightech-Waschautomaten verfügen sogar über ihren eigenen Waschmittelvorrat.
4. Übernachten im Camper/ Auto
Das Übernachten im Auto ist in Japan unkompliziert und an vielen öffentlichen Orten, die über sanitäre Anlagen verfügen, möglich.
Michi no Eki – wortwörtlich „Straßenbahnhöfe“, bezeichnet, was in Deutschland wohl als Raststätte durchgehen würde. Japan bietet ein Netz von mehr als 1400 davon, man ist also nie weit vom nächsten entfernt. Die Besonderheit hier: Sie liegen nicht nur an Schnellstraßen und Autobahnen, sondern oft auch auf dem Land, in kleinen Ortschaften oder idyllischen Flusstälern, am Strand oder an regionalen Sehenswürdigkeiten.
Diese Rastplätze verfügen immer über 24 Stunden geöffnete, saubere sanitäre Anlagen! Tagsüber bieten die meisten eine Auswahl an Geschäften, die lokalen Spezialitäten verkaufen, sowie kleine Restaurants und Nudelküchen, die den hungrigen Reisenden mit frischer japanischer Küche verwöhnen. Einige Michi no Eki verfügen sogar über ihren eigenen Onsen, ein öffentliches Fußbad oder andere Japan-typische Annehmlichkeiten.
Andere Orte, an denen das Übernachten erlaubt ist, sind Parkplätze an Parks oder Stränden, wichtig ist den kontrollierenden Behörden nur, dass geöffnete sanitäre Anlagen vorhanden sind.
Es gibt natürlich auch in Japan eine große Auswahl an kostenpflichtigen Campingplätzen.
Fazit
Wer einmal die Vorteile des Reisens mit dem Auto in Japan entdeckt hat – vor allem die praktische Variante mit einem Camper – wird sich schwertun, auf den klassischen Pfad zurückzukehren. Die Freiheit, selbst entlegene Geheimtipps abseits der Touristenströme zu einem sensationellen Preis-Leistungs-Verhältnis (Fortbewegung und Unterkunft in Einem) zu entdecken, ist in Japan einzigartig einfach und dazu in einem Land, das eine der niedrigsten Kriminalitätsraten der Welt aufweist, auch unglaublich sicher.
In Narita-Stadt findet man die Japan Campers, einen englischsprachigen Vermieter mit langjähriger Erfahrung, der sich auf internationale Kundschaft eingestellt hat. Er bietet einen kostenfreien Abholservice für Kunden vom Bahnhof in Narita-Stadt oder vom Flughafen Narita an.