In Tokyo finden traditionell im November – und auch Anfang Dezember – die sogenannten Tori-no-Ichi (übersetzt Hahnenmärkte) statt. In diesem Artikel wollen wir Ihnen dieses Volksfest etwas näher vorstellen.
Was ist das Tori-no-Ichi?
Das Tori-no-Ichi gilt als eines der traditionsreichsten Volksfeste in Tokyo und ist seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der hiesigen Kulturlandschaft. Es findet jedes Jahr im November (Asakusa) und manchmal auch Anfang Dezember noch (Oji) statt.
Der Name Tori-no-Ichi (wörtlich übersetzt Markt des Hahnes), leitet sich von den japanischen Tierkreiszeichen ab, welche im alten Kalender verwendet wurden. Der Hahn ist das 10. Symbol im Tierkreiskalender und so finden die Märkte alle 12 Tage an den „Tagen des Hahnes“ im November statt. Manchmal kann es sein, dass der letzte Tag in den Dezember fällt. Dies hängt vom Schrein oder Tempel ab, wo das Fest gefeiert wird (generell ist Oji immer später dran, wer also erst im Dezember kommt kann hier Glück haben).
Ursprünglich war das Tori-no-Ichi ein Erntedankfest und ein Dankbarkeitsritual an die Bauern, doch im Laufe der Zeit weitete sich das Fest aus und wurde zu einem Dankbarkeitsritual vor dem Winter, sowie einem Gebet für gute Geschäfte und eine weitere gute Ernte im neuen Jahr. Und die Glück- und Segen-Suchenden wurden von einer Gruppe Bauern zu Händlern und Geschäftsleuten aus allen möglichen Branchen.
Ein sehr interessanter Fakt zum Fest ist, dass es von einer Kombination aus Shinto Schreinen, sowie buddhistischen Tempeln zusammen gefeiert wird. Und es wird geglaubt, dass die spirituelle Kraft des Segens dadurch um einiges vervielfacht wird, weswegen sich das Fest seit der Edo Periode (1603-1868) noch immer sehr großer Beliebtheit erfreut.
Kumade – die Glücksbringer des Tori-no-Ichi
Während die Feierlichkeiten in den Schreinen und Tempel natürlich der Hauptbestandteil des Festes sind, ist für Touristen der „Markt“ Teil des Festes das Highlight. Auf den Arealen der Schreine und Tempel werden rund um das Tori-no-Ichi sogenannte „Kumade“ Glücksbringer verkauft. Die Kumade sind rechenförmig, mit einem Stab und dann einer sich fächerartig ausbreitendem Ende, welches mit glücksbringenden Figuren und Symbolen geschmückt ist.
Ein Kumade kann eine handliche Größe haben – in etwa so groß wie die normalen Glücksamulette (omamori), welche an Schreinen und Tempeln verkauft werden – oder ein mehrere Meter großes Schaustück sein. Die großen Kumade findet man oft in japanischen Einkaufszentren – besonders den traditionellen Departmentstores wie z.B. Isetan oder Mitsukoshi – da die Kumade natürlich so nah wie möglich am „Ort des Geschehens“ sein sollen, um dort das Glück „einzurechen“.
Symbole oder Figuren, die man oft in den Kumade findet, sind u.a.:
- Otafuku: Masken der Göttin der Fröhlichkeit und ein traditioneller Glücksbringer
- Shichifukujin: Die Sieben Glücksgoetter – jeder dieser Götter steht für einen Aspekt des Glücks und des Wohlstandes, so kann es sein, dass nicht immer alle 7 in den Kumade präsent sind, sondern nur ausgewählte, wobei natürlich alle 7 mehr Glück und Wohlstand versprechen
- Koban: Alte, japanische Goldmünzen, für finanzielles Glück und Erfolg
- (Rote) Fische: Dieser Fisch heißt auf Japanisch „tai“ und das Symbol ist ein Wortspiel. Das Wort „medetai“ bedeutet in etwa „verheißungsvoll“ und so wird dieser Fisch auch sehr häufig bei besonderen Feierlichkeiten verspeist.
- Reisbarren und Sakefässer: diese stehen für eine gute Ernte und Reichtum
Kaufen und Feilschen auf dem Tori-no-Ichi
Der Kauf der Kumade auf den Tori-no-Ichi ist keine einfache Transaktion, sondern ein Ritual mit Tradition. Es mag auf den ersten Blick etwas unlogisch erscheinen, doch alles hat seinen Sinn und seine Bedeutung, welche oftmals tief in japanischen Gesellschaftsnormen verwurzelt sind.
Normalerweise läuft ein Kauf folgendermaßen ab:
- Eine Kumade wird ausgewählt
- Es wird um den Preis gefeilscht
- Es wird bezahlt
- Der Kauf wird mit einem traditionellen „tejime“ Ritual gefeiert und abgeschlossen
- Die Kumade wird auf dem Heimweg in die Höhe gehalten, um Glück zu „ernten“
Beim Feilschen und Zahlen gibt es einen bestimmten Ablauf, an den man sich halten sollte. So wird zwar ein anderer Preis ausgehandelt, dieser wird jedoch nicht bezahlt, sondern man gibt dem Händler seinen ursprünglichen Preis und lehnt dann das Wechselgeld ab, welches dem Händler als „Geschenk“ angeboten wird.
Wir empfehlen sich den genauen Ablauf auf dem Tori-no-Ichi anzusehen und dies dann, wenn man selbst an der Reihe ist, nachzumachen, so gut es geht. In der Regel wird zumindest das tejime Ritual zusammen mit Kunden gemacht, die der japanischen Sprache nicht mächtig sind. Diese Klatsch-Rituale finden sich auch in anderen Situationen in Japan wieder – tejime bedeutet „mit den Händen abschließen/beenden“ und es werden auch moderne Veranstaltungen gerne mit einem kurzen tejime beendet, bevor alle nach Hause gehen.
Wo sind die Tori-no-Ichi?
Die 4 Hochburgen für die Tori-no-Ichi in Tokyo sind:
- Der Ohtori Schrein und Chokokuji Tempel in Asakusa
- Der Hanazono Schrein in Shinjuku
- Der Oji Schrein im gleichnamigen Oji
- Der Ohkunitama Schrein in Fuchu
Die beliebtesten und auch größten Feste werden in Asakusa gefeiert und es wird in dieser Zeit sehr voll. Wer Menschenmassen lieber meiden möchte, dem empfehlen wir die kleineren Feste in Oji oder Fuchu aufzusuchen. Auch dort wird es relativ voll, allerdings kann man dem regulären Touristenstrom in Asakusa und Shinjuku ausweichen.
Wollen Sie mehr über dieses Fest wissen? Dann melden Sie sich gerne bei uns. Wir beraten Sie auch gerne, was einen guten Reisezeitraum angeht, falls Sie einen Besuch auf einem Tori-no-Ichi mit in Ihren Reiseplan aufnehmen möchten.