HomeAllgemein4 einfache Regeln für die richtige Schrein- und Tempeletikette

4 einfache Regeln für die richtige Schrein- und Tempeletikette

Die wunderschönen und geschichtsträchtigen Schreine und Tempel von Japan ziehen jedes Jahr Tausende von Besuchern an. Besonders Kyoto ist bekannt für seine Schrein- und Tempelanlagen. Man sollte immer daran denken, dass es sich hier um religiöse Stätten handelt und diese sollten mit dem richtigen Respekt behandelt sowie besucht werden.

Als Besucher muss man natürlich nicht den religiösen Ritualen folgen, wenn man dies nicht möchte, aber es gibt dennoch einige Regeln, die man bei einem Besuch am Schrein oder Tempel befolgen sollte.

Schrein oder Tempel?

Wichtig ist vorab, wie erkennt man eigentlich einen Schrein oder einen Tempel?  Die Antwort ist eigentlich einfach: am Tor. Vor einem Shinto Schrein steht immer mindestens ein Tor, ein sogenanntes „Torii“. Das wohl berühmteste steht im Wasser vor der Insel Miyajima und gehört zum Itsukushima Schrein. Nur vor einem Schrein steht ein Torii. Nie vor einem Tempel.

Kleines Torii mit Fuchsfiguren (Foto von Susann Schuster on Unsplash)
Kleines Torii mit Fuchsfiguren (Foto von Susann Schuster on Unsplash)

Dies beeinflusst auch gleich die erste der 4 Regeln.

Regel Nummer 1: Einen Schrein richtig betreten

Genau wie eine christliche Kirche ein „Haus Gottes“ ist, ist ein Schrein auch das „Haus“ einer oder mehrerer Gottheiten. Es ist also höflich, sich vor dem Betreten eines Schreins vor dem Torii einmal zu verbeugen. Es wird empfohlen, das Tor entweder etwas zur linken oder zur rechten Seite zu durchqueren und die Mitte immer freizulassen. Dies gilt auch für alle anderen Wege, die auf dem Gelände beschritten werden. Denn die Mitte ist der Pfad für die Götter und sollte frei gehalten werden.

An vielen großen Schreinanlagen wie dem Meiji Schrein in Tokio geschieht dies ganz von selbst, da die Wege angelegt sind und durch die große Anzahl an Besuchern in der Regel auch die Richtung festgelegt ist, in der Besucher den Schrein betreten und verlassen können.

Bei einem Tempel ist es in der Regel ähnlich. Man legt beide Hände zusammen und verbeugt sich kurz, bevor man durch eine Tempelanlage betritt.

Regel Nummer 2: Die Reinigung

Dies ist generell sowohl beim Schrein als auch beim Tempel gleich. Man sollte sich vor dem Gebet reinigen. Das heißt, die Hände waschen und ggf. auch den Mund ausspülen (wobei dies seit der COVID Pandemie eher freiwillig geworden ist, um Tröpfcheninfektion zu vermeiden). Da es sich eigentlich um einen Brauch handelt, der ursprünglich aus dem Shinto kommt, aber in Japan von den buddhistischen Tempeln übernommen wurde, kann es sein, dass nicht alle Tempel ein traditionelles Becken bzw. eine Quelle für die Reinigung vor dem Gebet haben.

Es empfiehlt sich also erst einmal auf dem Gelände umzuschauen. Findet man einen chozuya (手水舎), einen kleinen Pavillon mit dem „Waschbecken“ und meist einer Schutzfigur in Tiergestalt, dann wäre es höflich, sich dort zunächst die Hände zu waschen, bevor man den Schrein oder Tempel weiter erkundigt.

Geschmückter Choyuza an einem Tempel (Foto von Kira Trinh)
Geschmückter Choyuza an einem Tempel (Foto von Kira Trinh)

Meist finden sich dort am Becken oder der Wasserquelle spezielle Kellen, mit denen das Wasser geschöpft oder aufgefangen wird. Diese sollte zunächst in der rechten Hand gehalten werden. Das Wasser wird dann erst über die linke Hand gegossen. Dann wechselt man die Hand und gießt Wasser über die rechte Hand, dann in die rechte Hand, um sich den Mund damit auszuspülen und wenn dann noch Wasser übrig ist, reinigt man damit die Kelle für die nächste Person, indem man das Wasser vorsichtig am Griff herunterlaufen lässt, bevor man die Kelle wieder beiseitelegt.

Rituelles Händewaschen mit Kellen an einem Choyuza (Foto von Jase Bloor on Unsplash)
Rituelles Händewaschen mit Kellen an einem Choyuza (Foto von Jase Bloor on Unsplash)

Manche Schreine und Tempel schmücken ihre chozuya je nach Jahreszeit mit Blumen oder mit buntem Herbstlaub. Die Shinto Religion ist eine naturverbundene Religion, daher ist der Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten sehr präsent.

Regel Nummer 3: Das Gebet

Hier unterscheiden sich Schreine und Tempel ein wenig voneinander.

Der Anfang ist noch gleich. Man sollte Geld in die Gabenbox legen oder werfen. Danach muss man aufpassen. An einem Schrein wird sich nach der Darbringung der Gabe (Geld) zweimal tief verbeugt und dann wird zweimal in die Hände geklatscht, bevor still gebetet wird.

Wenn man an einem Tempel ist, wird nicht geklatscht, sondern nur still gebetet!

Nach dem Gebet wird sich noch einmal verbeugt und dann tritt man ab, um anderen den Weg freizumachen – am besten wieder nach links oder rechts, niemals in die Mitte.

Wie viel Geld man in die Gabenbox wirft, ist nicht festgelegt, man so viel oder so wenig hineinwerfen wie man möchte. Allerdings sollen 5Yen Münzen Glück bringen, wenn sie an einem Schrein oder Tempel in die Gabenbox geworfen werden. (Mehr dazu in einem späteren Beitrag auf unserer Webseite zum Thema Neujahr).

Regel Nummer 4: Einen Schrein richtig verlassen

Nach dem Gebet ist man soweit fertig, was den Schrein- oder Tempelbesuch angeht. Doch es gibt noch eine letzte Regel, die man beim Verlassen des Geländes beachten sollte. Man verbeugt sich ein letztes Mal, wenn man durch das Tor getreten ist – zum Schrein oder Tempel hin und kehrt ihm erst danach den Rücken endgültig zu.

Damit bedankt man sich dafür, dass man die Anlage besuchen durfte und die dortige Ruhe „gestört“ hat. Der Brauch, seine Ankunft und sein Verlassen anzukündigen, ist auch heute noch sehr gängig in japanischen Alltagssituationen.

Bevor man einen Raum betritt, klopft man an und kündigt sein Eintreten an und verbeugt sich dann in der Tür, bevor man vollständig in den Raum hinzutritt. Vor dem Verlassen des Raumes dreht man sich dann wieder zu den anderen Anwesenden um und verbeugt und entschuldigt sich, für die Störung oder bedankt sich für den Einlass, bevor man geht.

Ein letzter Hinweis, bevor man einen Schrein wieder verlässt, sollte man darauf achten keine Kieselsteine mitzunehmen z. B. unter den Schuhen. Laut japanischen Aberglauben bringt dies Unglück und sollte vermieden werden.

Eine Auswahl besuchenswerter Schreine finden Sie hier, für Tempel klicken Sie hier.

Wenn Sie Glück haben, findet am Schrein oder Tempel auch ein Festival statt, wie das im Oktoberbeitrag erwähnten Kunchi Festival in Nagasaki. Ein großes Festival, was für 2024 geplant ist, ist das Sanja Matsuri in Asakusa in Tokio.

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